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Ein Platz im großen Ganzen

Von Britta Erlemann

Stellen Sie sich vor, Sie schauen in den Himmel und das Universum lächelt Ihnen zu. Ist das nicht ein Gefühl von Behütet-Sein? Die Ich-Erzählerin in Kirsten Loeschs Buch Das Lächeln des Universums findet nach einem leidvollen Weg der seelischen Unterdrückung schließlich genau das: Geborgenheit im Universum, auf Erden: Selbstliebe, Glück und Erfüllung. Sowie das Wissen, dass alles mit allem verbunden ist, jeder Mensch ein Teil des großen Ganzen ist und die gesamte Evolution in sich trägt.

Nuria ist Mitte 30. Eine erfolglose Ethnologin, Single, orientierungslos – wo soll das Leben auch hinsteuern, wenn Wirtschaftswunder und Umwelt immer abgenutzter wirken, denkt sie. Und entscheidet sich für ein Experiment. Ein Jahr will sie sich in ihre Wohnung zurückziehen, mit vielen Büchern. Und sich der Frage widmen: „Wer bin ich und warum bin ich wozu da?“ in Kirsten Loeschs neu erschienenem Buch „Das Lächeln des Universums“ der Auftakt einer Entdeckungsreise durch die mystische Essenz der Wissenschaften. (Pressetext des Verlages)

Dabei schlägt Loesch den Bogen von der Urzelle über das menschliche Gehirn bis zum Ur-Knall. Verwoben mit Erfahrungs-Sequenzen aus dem Leben der Protagonistin. Auf der Suche nach einer Weltweisheit, die ihr die Geheimnisse des Menschseins innerhalb dieses Universums erschließt. Fesselnd führt Loesch die LeserInnen durch ursprünglich hochkomplexe wissenschaftliche Zusammenhänge aus Biologie, Hirnforschung und Physik. Und zwar gut verständlich und anschaulich.

So vergleicht sie das Gehirn mit einem Auto und mit den Erdteilen unseres Planeten. Nur selten tauchten beim Lesen Fragezeichen auf meiner Stirn auf, weil einige Gedankengänge für mich nicht nachvollziehbar waren. In jedem Fall bereichert das Buch aber mit überraschendem Wissen. Zum Beispiel damit, dass die Zellen im Gehirn völlig gleichwertig (also hierarchielos) miteinander kommunizieren, auch wenn sie verschiedene Aufgaben haben. Und das elektromagnetische Kraftfeld des Herzens kommuniziert mit dem des Gehirns.

Ein kleiner Einwurf von mir: Warum ist die menschliche Lebenswelt eigentlich hierarchisch, meist konkurrenzorientiert strukturiert, und das so häufig destruktiv, wo offenbar unser Gehirn schon allein ganz andere Bedürfnisse hat? – Naturwissenschaft und Mystik werden in dem Buch auf erhellende und glaubhafte Art miteinander verknüpft. Oft sterile naturwissenschaftliche Erkenntnisse bekommen auf diese Weise eine Seele.

Das Buch ist flüssig zu lesen und nimmt den LeserInnen eine ganze Menge Arbeit ab. Nämlich die, sich selbst durch all die wissenschaftlichen Werke zu wühlen, die Grundlage des Lächelns des Universums sind. Es ist ein menschliches Buch, sofern es um das Dasein und Aufgehoben-Sein im Universum geht und das Bedürfnis unserer Spezies nach Geborgenheit. Und das haben beide Geschlechter gleichermaßen. Wenn auch hier Autorin und Protagonistin Frauen sind und Geschlechterrollen keine ausdrückliche Rolle spielen.

Fazit: Ein gescheites Buch mit einer persönlichen Note!

Kirsten Loesch, Das Lächeln des Universums, Bielefeld 2011, J. Kamphausen Verlag, 230 Seiten, 16,95 €

Autorin: Britta Erlemann
Redakteurin: Antje Schrupp
Eingestellt am: 09.01.2012
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Kommentare zu diesem Beitrag

  • Else Shamel sagt:

    Für die Buchbesprechungen bzw. -Beschreibungen bin ich sehr dankbar. Sie sind Geschenke und Angebote, direkt an mich. Die Mühe und die Kosten, mit dem Auto in die Stadt zu fahren, um in Buchläden zu suchen oder Prospekte durchzuarbeiten sind geschenkt.
    Für die Vorstellung dieses Buches bin ich besonders dankbar, weil ich denke, das brauche ich ….
    Wie oft stehe ich nachts oben auf dem Balkon und DENKE in den Weltraum..und frage und bitte um mehr Weisheit und Frieden…
    Else Shamel

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