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Rubrik Blitzlicht

Her mit dem guten Leben – aber bitte für alle!

Von Juliane Brumberg

IMG_9077_ZuschnittEs gibt eine Postkarte mit einer alten Backsteinmauer und dem Graffiti „Her mit dem schönen Leben“. Was ist gemeint? Her mit dem Palmenstrand? Her mit dem Mallorca-Feeling? Her mit der Partyzone? Her mit dem Aperitif? Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht genau, ob ein schönes Leben und ein gutes Leben dasselbe sind. Was ich beobachte ist jedoch, dass – gerade jetzt zur Urlaubszeit – die Bilder aus der Urlaubswerbung den Blick auf ein gutes Leben überlagern.

Gleichzeitig inseriert eine große Tageszeitung für ein „Lexikon des guten Lebens“ aus ihrer Verlagsproduktion. Damit sollen junge Menschen „auch ohne Fehler klug werden“. Denn „Mutti fragen will man nicht und die Freunde haben auch keine Ahnung“, wie man Steuern zahlt, ob man eine Hausratsversicherung braucht, worauf man beim Onlinedating achten muss und ob der Freund die Pille mitbezahlen muss. Das Lexikon will die „wichtigsten Fragen zu den wichtigsten Themen des Erwachsenwerdens“ beantworten und empfiehlt sich als „Dein Buch für ein wirklich gutes Leben“.

Wie bitte? Das wirklich gute Leben hängt von meinem Wissen darüber ab, ob der Freund die Pille mitbezahlen muss?

Mit solchen Büchern und Postkarten wird der Blick auf ein wirklich gutes Leben für alle vernebelt. Ein momentanes persönliches Wohlbefinden wird mit dem guten Leben verwechselt. Gutes Leben heißt immer ein gutes Leben für alle, für alle Menschen, die Tiere, die Pflanzen, die Erde. Ein gutes Leben basiert nicht auf Konsum, sondern auf einem befriedigenden Sein in der Welt gemeinsam mit meinen Mitgeschöpfen. Ein gutes Leben hat weder etwas mit Urlaubszielen zu tun, noch kann ich es aus dem Lexikon lernen; ein gutes Leben für alle ist eine politische Herausforderung.

Autorin: Juliane Brumberg
Redakteurin: Juliane Brumberg
Eingestellt am: 12.08.2013
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