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Rubrik vertrauen

“Du musst gar nichts!”

Von Katharina Nachtsheim

Liebe frischgebackene Mama, herzlichen Glückwunsch zu dem kleinen Wunder in Deinem Arm.

Ich weiß, Du bist gerade zu müde für alles. Die Geburt ist noch nicht lange her, vielleicht hast Du Schmerzen, vielleicht klappt das Stillen nicht. Wahrscheinlich fahren Deine Hormone Karussell und Du fühlst Dich von all den Veränderungen überfahren.

Ich weiß, dass Du dachtest, Dein Leben wird trotz Baby einfach so weiterlaufen. Du wollest cool sein, entspannt, weiterhin Deine Freunde treffen und überhaupt alles ganz easy peasy angehen.

Und nun sitzt Du in Jogginghose auf dem Sofa, Dein Oberteil ist voller Milchflecken. Du hast seit der Geburt nicht mehr ordentlich geschlafen. Du duscht in Rekordzeit und Dein Make-up vergammelt im Schrank. Es ist alles neu und manchmal ist auch alles zu viel.

Auf der einen Seite ist da diese übergroße Liebe zu Deinem Baby. Manchmal liegst Du nur da und starrst es an, kannst es nicht fassen und kaum atmen vor Glück.

Auf der anderen Seite ist da diese übergroße Herausforderung. Warum brüllt das Baby jetzt? Ist es müde? Ist es krank? Mache ich das alles richtig?

Und als wäre das alles noch nicht genug, spürst Du den Erwartungsdruck von außen auf Deinen Schultern. Die Großeltern wollen das Baby sehen, was ja eigentlich schön ist. Aber Besuche kosten Dich viel Kraft. Jeder will das Baby anfassen und herumtragen. Und das macht Dich nervös.

Deine Freundinnen kommen vorbei und erzählen Dir von “draußen”. Sie sind eine Spur zu laut, erzählen und erzählen. Und Du hast Mühe, nicht auf dem Sofa einzuschlafen. Ihre Wirklichkeit ist gerade so weit weg von Deiner.

Aber Du sagst nichts. Nicht zu den Großeltern, nicht zu all den anderen, die auch ständig ungefragt ihre Meinung äußern. Seit das Baby da ist, weiß nämlich jeder ganz genau, wie Du mit ihm umgehen solltest. “Verwöhn es ja nicht” oder “Du musst das Kind auch mal abgeben” oder “Füttere doch lieber zu” – alle wissen es besser.

Ich sage Dir eins, liebe frischgebackene Mama: Du musst gar nichts.

Du musst nicht cool und easy peasy sein. Du musst nicht ständig Besuch empfangen. Du musst auch nicht ständig darauf Rücksicht nehmen, was andere gerade wollen. Du musst nicht so ticken wie vor der Geburt. Du muss nicht auf die Meinungen anderer hören.

DU bist die Mutter. DU und Dein Kind, Ihr werdet gemeinsam herausfinden, was sich gut anfühlt. Was sich im Alltag bewährt, wie Euer Weg aussehen soll.

Für sich und seine Bedürfnisse einzustehen, ist anfangs nichts ganz leicht. Aber man kann es lernen. Und dann ist man ein großes Stück weiter im Frau-Sein.

Sei gnädig und geduldig mit Dir, liebe frischgebackene Mama. Die ersten Wochen sind hart. Ich verspreche Dir: Es wird leichter.

Hör auf an Dir zu zweifeln. Du machst das toll. Du machst das großartig.

Mutterschaft ist eine lange Reise, Du stehst erst am Anfang. Mit jedem Schritt wirst Du sicherer werden. Jeder Schritt bringt Dich weiter.

Es ist eine großartige Reise. Sicher, einige Stolpersteine wird es geben. Aber das Wichtigste hast Du bereits im Gepäck. Es wird Dir über alles hinweg helfen und ist die Grundlage für alles: Die Liebe. Die Mutterliebe.

Ich wünsche Dir, liebe frischgebackene Mama, Vertrauen. In Dich und Dein Baby. Alles wird gut. Versprochen.

 

Dieser Beitrag eschien zuerst auf dem Stadt-Land-Mama-Blog.

Autorin: Katharina Nachtsheim
Redakteurin: Juliane Brumberg
Eingestellt am: 07.09.2017
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Kommentare zu diesem Beitrag

  • Esther Gisler Fischer sagt:

    Mir ist dieser Artikel allzu mutterselig. ‘Du musst gar nichts.’ ist zwar entlastend. Wer muss dann: Vielleicht der Vater, der in diesem Artikel gar nicht vorkommt?

  • Johanna Helen Schier sagt:

    Esther, Dein Kommentar erfrischt mich und ich frage:
    Wo ist die MÄNNLICHKEIT im Reproduktionsdilemma?

  • Esther Gisler Fischer sagt:

    Oder noch pointierter Johanna Helen: Wo ist die Väterlichkeit?

  • Ute Plass sagt:

    “Alles wird gut. Versprochen.”
    Mir geht diese Art von Mütterlichkeitsgedudel und Fühldichgut-Esoterik gehörig auf die Nerven.

  • Judith sagt:

    eine schreibt von ihren erfahrungen, will mut machen, na und? ist das zu wenig tiefsinnig analytisch irgendwas? mir jedenfalls nicht, und es ist verständlich geschrieben, und man braucht keinen fem-fremdenführer. den besitzen aber wahrscheinlich eh nur so eingeweihte altfeministinnen.

  • Esther Gisler Fischer sagt:

    Ich bin zwar ‘Altfeministin’, besass jedoch auch noch nie einen Fremdenführer; -wofür auch? Der Weg entsteht doch im Gehen …

  • Schier, Johanna Helen sagt:

    Esther, da ist sie ja, unsere fem. Fremdenführerin!
    Antje Schrupp: Kleine feministische Fibel, Patu….

  • Ute Plass sagt:

    @Judith – Mut machen für die neue Lebenssituation mit Kindern
    finde ich sehr in Ordnung. :-)

    Dazu passt jedoch nicht “die Mutterliebe” die “Grundlage für alles” sein und “über alles hinweg helfen” soll. Das halte ich für einen Irrtum. Diese (von der Autorin gut gemeinte) Botschaft hat im Leben von nicht wenigen Frauen auch viel Schaden angerichtet.

  • Hanna Strack sagt:

    Frauen werden von der Empfängnis bis zum Wochenbett schon seit Jahrhunderten mit Vorschriften überschüttet, früher waren es die Kirchenmänner, heute sind es die Verheißungen der Medizin, der Ernährung- und Wellnessbranche, insofern ist der Artikel sehr gut.,
    Nur: Judith macht dasselbe, wenn sie wieder Druck ausübt: Seid so und nicht so…
    Mit selbst geht es allein um die Stärkung der Frauen, sodass sie selbst spüren und einfordern, was ihnen gut tut.
    Väter sind emotional beteiligt, wenn sie da sind, Die Sorge um die Väter, wie in einer Zuschrift, ist eine Ablenkung. Sie haben ihre eigenen Themen.
    Ich kenne diese Vorwürfe in Bezug auf meine Bücher zur Spiritualität in Schwangerschaft und Geburt. Es ist auf jeden Fall eien Differenzthematik.
    Hanna Strack

  • Judith sagt:

    so ein schmarrn. ich übe keinen druck aus! ich sage lediglich meine meinung, und bin einfach dafür, meinungen und menschen erst mal so stehen zu lassen, und nicht immer gleich so viel hinein zu interpretieren, zu bewerten, und gleich so ne wissenschaftliche abhandlung aus allem zu machen. es sollte einfach nett gemeint sein, so empfinde ich es. und jetzt laßt mir mal schön meine empfindungen. amen!

  • Esther Gisler Fischer sagt:

    @ Hanna Strack: Ich sorgte michvin meiner Zuschrift nicht um die Väter, sondern forderte implizit deren Beteiligung an der Arbeit mit einem Knd; – neudeutsch Care-Arbeit genannt. Mit dem Mütterlichkeitsgedönse kann ich herzlich wenig anfangen.

  • Esther Gisler Fischer sagt:

    Wunderbar; -danke für den Tipp!

  • Susanne Glandien sagt:

    Ich bin erst heute (16.3.2018) auf diesen Artikel gestoßen und melde mich daher verspätet zu Wort. Einen herzlichen Dank an die Autorin für ihre warmherzigen Worte. Ich wünschte, jemand hätte so etwas zu mir nach der Geburt meines ersten Kindes gesagt. Statt Besserwisserei hätte ich dringend Zuspruch gebraucht. Deshalb berührt mich der Artikel sehr. Was ich nicht verstehe sind diese negativen Kommentare wie “Mutterselig, Mütterlichkeitsgedudel, Fühldichgut-Esoterik und Mütterlichkeitsgedönse”. Die Beziehung zwischen Mutter und Kind ist nun mal eine besondere, normalerweise die erste liebevolle vertrauensvolle Bindung im Leben. Eine Bindung voller tiefer Emotion. Es gibt keinen Grund, sich verächtlich dazu zu äußern.

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