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Rubrik Blitzlicht

Wechseljahre – ein Abschiedsfeuerwerk

Von Silke Kirch

Manchmal muss ich herzhaft lachen angesichts dieses Feuerwerks, das mein Körper in den sogenannten Wechseljahren abfackelt: plötzliche Blutungen und unregelmäßige Perioden wie in Teenagerjahren, schmerzende geschwollene Brüste wie beim ersten Milcheinschuss, Schweißausbrüche wie in den Nächten nach den Entbindungen. Wie Goldregen, Funkenflug, Feuerbälle, Blitze und Kometen bei einem Feuerwerk zucken die Wechseljahresbeschwerden auf und übertrumpfen einander. Wann immer die Hoffnung auf Stabilisierung eines neuen Rhythmus auftaucht, auf Gewöhnung an einen veränderten Leib, geschieht etwas Neues, Unerwartetes: Ein gigantisches Abschiedsfeuerwerk mit viel Lärm und Rauch, Bang! und Boom!, Huch! und Ah! – und wenn es so scheint, als sei es vorbei, kommt immer noch etwas nach. Ein Spektakel, das mich trotz allem Ungemach manches Mal zum Lachen bringt: Fast wahllos scheinen die Reste vom Feste weggeballert zu werden, das ganze Repertoire rund um Schwangerschaft und Geburt wird noch einmal in einem kunterbunten Mix zum Besten gegeben. Und mit den rasch und unberechenbar wechselnden Körpersensationen blühen die Bilder auf, die Erinnerungen kommen zurück: an die erste Teenagerliebe genauso wie an den ersten Schwangerschaftstest, an guten und schlechten Sex, an den zärtlichen Babyflaum und den unergründlichen Babyduft, an das Hoffen und Sehnen und Zittern, die Verzweiflung, die Angst und die Sorge, die vielen schnell trippelnden Füße in den Nächten – und ich freue mich über diese Blüten an einem Himmel, der noch lange kein Abendhimmel ist.

Autorin: Silke Kirch
Redakteurin: Dorothee Markert
Eingestellt am: 02.10.2017
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Kommentare zu diesem Beitrag

  • Spangler Karin sagt:

    Liebe Silke Kirch,
    der Abendhimmel kommt, aber das Feuerwerk bleibt erinnerbar. Mit dem Abendhimmel – ich bin 64 Jahre – fühl ich mich in Ruhe umfangen und ich kann hineinwachsen. Auch schön.
    Karin Spangler

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