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Rubrik Blitzlicht

Muss Politik spannend sein?

Von Juliane Brumberg

Foto: lillysmum_pixelio.de

„Jetzt wird es endlich mal spannend in der Politik!“, hörte ich verschiedentlich nach den letzten Bundestagswahlen, ausgesprochen in der Erwartung kontroverser Bundestagsdebatten nach dem Ende der großen Koalition. „Es war so langweilig, als sie immer alle einer Meinung sein mussten.“ Spannend ist es zur Zeit tatsächlich in der deutschen Politik, aber wohl anders spannend, als gedacht.

Mir sind solche Sätze etwas sauer aufgestoßen. Ich finde, Politik ist kein Unterhaltungsformat – auch wenn die Medien mit reißerischer Aufmachung aus dem politischen Geschäft gerne Sensationen oder einen Skandal machen.

Von den Politikerinnen und Politikern erwarte ich, dass sie unser Land gut regieren, dass sie wachsam neue Entwicklungen im Auge haben und zum Wohl der Menschen, insbesondere auch der Minderheiten, handeln. Dazu gehören auch Debatten und Diskussionen, in welche Richtung die Entscheidungen jeweils getroffen werden sollen: Wie kann das Gesundheitssystem erneuert werden? Wie soll die Energieversorgung der Zukunft aussehen? Ist das steuerliche Ehegattensplitting noch angebracht? Wie teilen wir unseren Wohlstand mit Menschen, die in Krisengebieten leben? Was können wir in Deutschland dazu beitragen, weltweit kriegerische Auseinandersetzungen zu vermeiden? Alles Themen, über die es eines sachlichen und kompetenten Nachdenkens und Austausches bedarf. Sie warten dringend auf sinnvolle Lösungen. Das müssen nicht unbedingt Kompromisse sein, im Gegenteil.

Was ich mir nicht wünsche sind „spannende“ Schlagabtausche, persönliche Diffamierungen und Lächerlichmachen derjenigen, die eine andere Meinung haben. Ich wünsche mir, dass unsere Politikerinnen und Politiker zuhören und Fehler eingestehen können, dass sie bereit sind, ihre Meinung zu revidieren und Fronten abzubauen, dass sie gemeinsam das Miteinander in unserem Land gestalten, nicht aber dass sie politische Themen zu einer spannenden, medienwirksamen und unterhaltenden Show in Sache Eigenwerbung missbrauchen. Politik ist mühselige Arbeit und sollte kein lächerliches Showbusiness sein, so, wie es uns jüngst in Bayern vorgeführt wurde.

Das sind Kriterien, die aktives Gestalten der Politik auch für Frauen attraktiver machen würden. Sie haben nämlich oft keine Lust, ihre Zeit mit eitlen Machtspielchen und Herumgegockel zu verbringen

Autorin: Juliane Brumberg
Eingestellt am: 05.12.2017
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Kommentare zu diesem Beitrag

  • Brigitte Leyh sagt:

    Liebe Juliane,
    das ist mir aus der Seele gesprochen! Vielen Dank.

    Weh dem Land, das Entertainer in der Politik sehen will und keine vernünftigen verantwortungsvollen nachdenkenden Menschen!
    Gib es so einen unterhaltsamen, jeden Tag neu twitternden Blondie nicht schon in Amerika???

  • Johanna Beyer sagt:

    Liebe Juliane,

    ich kann nur voll zustimmen, so eine spannende Politik wie beispielsweise immer wieder am Montag im Fernsehen inszeniert, brauchen wir nicht. Wenn Talkshows das Parlament ersetzen, wird Politik zum Unterhaltungsformat. Ich wünsche mir von Politikerinnen und Politikern ein kompetentes Ringen um die bestmögliche Gestaltung des Hier und Jetzt und der Zukunft – keinen Suche nach dem Applaus ihrer jeweiligen one-man-show.

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