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Die weibliche Seite von 68

Von Barbara Linnenbrügger

Eine Foto-Wanderausstellung über die Frauen der APO

Großer Ärger darüber, dass bei den zur Zeit angesagten 68er-Jubiläen die aktiven Frauen der damaligen Zeit “vollkommen unter den Tisch fielen”, war die Motivation für die Fotografin Ruth E. Westerwelle, diese Lücke zu füllen. Sie machte sich auf die Suche und führte viele Gespräche mit Frauen, die aktiv am damaligen Aufbruch und Umbruch beteiligt waren. In Verbindung mit eindrücklichen Fotos stellt sie die Biografien von 34 Frauen in einer Wanderausstellung vor. Damit hat sie dem männlichen Blick, der die namenlosen „Bräute der Revolution“ zu medialen Kunstfiguren stilisierte, etwas entgegengesetzt. Die Namen reichen von Karin Adrian von Roques und Ingrid Berthold über Sigrid Fronius bis zu Inge Viett. Auch ich fand darunter eine mir in den 1970er Jahren sehr nahe Freundin, Ingrid Schmidt-Harzbach, wieder.

Zur Zeit wird die Ausstellung in Bielefeld gezeigt. Die Ausstellungseröffnung beeindruckte durch die vielen Frauen, die gekommen waren. Frauen, die offensichtlich seit Ende der 1960er Jahre bis in die Frauenbewegungszeit der 1970er und 80er Jahre diese Umbrüche aktiv mitgestaltet hatten; ältere Frauen, die feststellen konnten, dass sie nicht in Vergessenheit geraten sind; und junge Frauen, die neugierig waren auf die Frauen vor ihnen, deren Engagement es zu verdanken ist, dass sie heute ein wesentlich ungezwungeneres Leben führen können als ihre Großmütter.

Fotos: Barbara Linnenbrügger

„Das Interesse ist erstaunlich groß”, freuten sich die Veranstalterinnen, allen voran Karin Wetterau, die federführend diese Ausstellung nach Bielefeld geholt hat. Spannend ist, dass jede Frau mit zwei Bildern präsentiert wird, eins aus der damaligen Zeit und ein heutiges. Auch in den biografischen Texten ist diese Zeitspanne beschrieben.

Ein besonderes “Bonbon“ trägt in Bielefeld Susanne Schunter-Kleemann bei, eine Berliner 68er-Akteurin der ersten Stunde: Gemalte Porträts von Frauen, die ihr persönlich besonders nahe standen.

 

Bis zum 22. April 2018 ist die Ausstellung im Historischen Saal der VHS Bielefeld, Ravensberger Park 1, zu sehen. Geöffnet täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr, mit umfangreichem Begleitprogramm. Veranstalterinnen: VHS Bielefeld und Initiativkreis Ausstellung “Frauen der APO”, Bielefeld

Es gibt einen Ausstellungskatalog (Privatdruck) mit einem ausführlichen Vorwort (zu beziehen über: ). Sowohl die Wanderausstellung als auch ein visueller Vortrag von Ruth Westerwelle können bei ihr gebucht werden. Hier finden sich auch weitere Termine für Ausstellung und Vorträge.

Autorin: Barbara Linnenbrügger
Redakteurin: Juliane Brumberg
Eingestellt am: 14.04.2018
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Kommentare zu diesem Beitrag

  • Eveline Ratzel sagt:

    Über “die weibliche Seite von 68” ist in der Ausstellung des Karlsruher Stadtmuseums, die am 26.4. eröffnet wird, nicht viel zu sehen, dafür ist die Frauenbewegung unter dem Titel “…und die Folgen” als eines unter sechs Kapiteln vertreten. Auch im reichhaltigen Begleitprogramm sind einige feministische/lesbische Veranstaltungen vertreten. Unter anderem ein Stadtspaziergang (Sonntag, 27.5., 11-13 Uhr, Treffpunkt Jubez-Cafe), den Ute Reisner und ich anbieten.In der Ausstellung sind Interviews von Zeitzeuginnen zu hören, u.a. auch von mir zum Thema Walpurgisaktion für ein Karlsruher Frauennachttaxi und zum Thema Gewalt gegen Frauen und die Gründung des Karlsruher Notrufs.Beim Karlsruher Stadtmuseum (Leiterin Alexandra Kaiser) sind Flyer zum gesamten Programm zu bekommen.
    Keine Frage: Die institutionellen Museen stellen die 68er Männer deutlich als führend in den Vordergrund. und deshalb sind solche Ausstellungen wie die von Ruth Westerwelle ein Stern am Himmel, der ungetrübt zum Feminismus führt.

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