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Rubrik denken

Die alte Frau mit den Wollknäueln

Von Dorothee Markert

Schon zehn Jahre ist es her, dass ein Buch von Luisa Muraro herauskam, über das ich mich sehr freute. Der Titel heißt übersetzt: „Auf dem Markt des Glücks. Die unverzichtbare Kraft des Begehrens“. Da ich in dieser Zeit mehrere große Schreib- und Übersetzungsprojekte hatte, legte ich es nach dem Lesen auf das Regal hinter meinem Bildschirm, so dass ich es immer im Blick hatte. Sobald ich dazu käme, wollte ich es übersetzen. 

Im Vorwort schrieb Luisa Muraro, die damals so alt war wie ich jetzt, dass sie sich mit diesem Buch verabschieden wolle. Das hat sie zum Glück nicht getan. Doch vielleicht ist dieses wunderbare Buch ein bisschen untergegangen, weil Muraros weitere Bücher zu vielen Diskussionen herausforderten und es daher dringender erschien, jene Bücher zeitnah zu kommentieren und dann auch zu übersetzen. (Auf bzw-weiterdenken haben wir hier, hier und hier über Muraros weitere Bücher geschrieben).

Sie habe „Al mercato della felicità“  geschrieben – so Luisa Muraro im Vorwort – , „um Dinge bekannt zu machen, die an sich nicht neu, sondern im Gegenteil uralt sind, die uns jedoch in diesen Jahren bewusst geworden sind, unter bestimmten Umständen, die ich anhand meiner Kultur und Biographie beschrieben habe, die aber von vielen wiedererkannt werden können. Es sind Dinge, die ich für wichtig halte und von denen ich befürchte, sie könnten verlorengehen, weil sie aus sehr feinem Material bestehen“ (Muraro 2009, S. 3).

Ich selbst war innerlich in den letzten Jahren auch mit meinem Abschied beschäftigt von einem Engagement, zu dem mich die Sehnsucht getrieben hatte, aus der Welt einen besseren Ort zu machen, für Frauen vor allem, aber auch für Kinder, für Frieden zwischen Frauen und Männern und für ein besseres Zusammenleben mit den anderen Geschöpfen dieser Erde. Ich war müde, enttäuscht und traurig, weil ich das Gefühl hatte, dass wir allzu wenig erreicht hatten und dass das Erreichte zunehmend auch noch gefährdet schien. Zuletzt ging mir dann sogar noch der Antrieb verloren, das Denken und die Politik italienischer Geschlechterdifferenz-Philosophinnen zu vermitteln, was mir in den letzten 30 Jahren als meine wichtigste Aufgabe erschienen war.

Und plötzlich fiel mein Blick auf das Buch hinter meinem Bildschirm, und ich hatte Lust, es in die Hand zu nehmen und nachzuschauen, ob ich es immer noch für so wichtig hielte wie vor zehn Jahren. Ich bin verblüfft, dass es mir genau für meine jetzige Situation verloren gegangenen Begehrens hilfreiche Antworten gibt. Und ich freue mich nun darauf, es für bzw-weiterdenken kapitelweise nachzuerzählen bzw. zusammenzufassen.

Im ersten Kapitel erzählt Luisa Muraro eine Geschichte, die von dem islamischen persischen Mystiker Farid al-din ’Attar etwa zur Zeit des Franz von Assisi aufgeschrieben wurde, also zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung. Der Text bezieht sich auf die biblische Erzählung „Josef und seine Brüder“ (1. Mose 37) und spielt auf dem Sklavenmarkt, auf dem Josef verkauft werden soll. Eine lange Schlange hat sich gebildet, und die Leute übertreffen sich gegenseitig in ihren Angeboten für diesen „Edelstein eines Sklaven“. Aus der Menge heraus ertönt plötzlich die Stimme einer alten Frau, die ein paar Wollknäuel hochhält, die sie selbst gesponnen und gefärbt hat: „Ich bin auch da, verkauft mir den jungen Mann, ich begehre ihn wahnsinnig“. Der Sklavenhändler macht sich lustig über sie und ihr Tauschangebot, denn andere haben schon große Schätze für Josef geboten. Die Frau antwortet: „Ich weiß, dass ich ihn auf diesem Markt nicht bekommen werde, aber ich habe mich in die Reihe gestellt, damit Freunde und Feinde sagen können, ich hätte es immerhin versucht“.

In der Tradition jener spirituellen Richtung wird die alte Frau als Beispiel für himmat gedeutet, was die Sehnsucht einer Person meint, die auf der Suche ist und, obwohl sie weiß, dass sie das Ziel nie erreichen wird, danach strebt, ihm näher zu kommen. 

Die Geschichte stammt aus einer Zeit und einer Kultur, die weit entfernt von uns sind. Doch Muraro merkt beim Lesen, dass ihre Bedeutung uns überhaupt nicht fremd ist, dass der Abstand zu dieser mystischen Allegorie sich im Lauf der langen Zeit nicht vergrößert hat und sich durch Muraros Schreiben sogar noch weiter verringern könnte. Sie glaubt und wünscht sich, dass unsere Kultur inmitten einer Unmenge an großen Veränderungen in viele Richtungen an einen Haltepunkt gekommen ist, und schließlich eine ganz andere Richtung einschlagen wird. Auf die Frage, wie sie zu einer solchen Einschätzung kommt, erklärt sie, dass sie von sich ausgehend spricht und weiß, dass das, was einer einzelnen Person geschieht, tatsächlich geschieht und nicht nur sie selbst betrifft. Ein Begehren zu haben, sei wahrscheinlich immer ein Indiz für dieses Geschehen, denn weil es in ihr entstanden sei,  könne es auch in anderen Personen entstehen und sei dort vielleicht sogar schon gegenwärtig. 

Die Frage, auf die die Geschichte der alten Frau auf überraschende und beglückende Weise antworte, sei folgende: „Warum nicht ablassen vom eigenen Begehren, wenn die Konfrontation mit der Wirklichkeit zeigt, dass man verlieren wird? Wie kann ich dafür sorgen, dass die Intensität des Begehrens dann nicht heuchlerisch und unglaubwürdig wird? Wie ist es möglich, dass ich nicht krank davon werde?“ (S. 7) Früher empfahl man einer Person, die durch ihre hohen Ansprüche in Schwierigkeiten geriet, ihr Begehren ihren Möglichkeiten anzupassen und sich nicht durch zu große Wünsche entmutigen zu lassen. Diese an sich völlig vernünftige Sichtweise hilft heute nicht mehr weiter, denn das Missverhältnis ist zu groß. Und was für ein Leben hätten wir ohne unsere großen Wünsche? Schon an Kindern können ihre Lehrerinnen dieses Ungleichgewicht sehen: Sie wollen ihre Vorhaben durchsetzen und scheinen ganz davon erfüllt zu sein, aber wenn es darauf ankommt, zeigen sie sich überraschend unsicher und schwach.

Unsere Vorfahren nahmen ihre eigene Unscheinbarkeit vor der Größe der Natur wahr oder gegenüber den sogenannten Autoritäten, vielleicht auch angesichts von Persönlichkeiten aus der Geschichte oder gegenüber den Heiligen. Sie fühlten sich dann klein, verloren dadurch aber nicht das Gefühl für ihre eigene Konsistenz. Wir versuchen dagegen, unsere Unscheinbarkeit zu ignorieren. Aber sie quält uns von innen heraus und drängt uns dazu, uns unsere Existenz ständig durch die Anerkennung anderer bestätigen zu lassen, was manchmal peinliche Formen annimmt. 

Es gibt jedoch nicht nur das. Etwas schimmert durch „in der Kultur, die sich verändert, ohne weiterzukommen, in der Wirtschaft, die wächst und sich ausbreitet, aber weder die Freude noch das Gefühl der Sicherheit wachsen lässt, in der Auflösung alter Gewissheiten, auf die neue und schlimmere Ängste folgen, in einem Leben, das ein einziger Markt zu sein scheint, mit einer Menschheit, die zwischen dem Zuviel und dem Zuwenig eingezwängt ist (an Nahrung, Arbeit, Informationen)“ (S.8). Was durchschimmert, ist die Ahnung, die dieselbe sein könnte, die der weiblichen Figur eines Attar, der Alten mit den Wollknäueln, eine solche Bedenkenlosigkeit und Klarheit gegeben hat, dass nichts ihren liebenden Schwung aufhalten konnte.

Über die Ahnung, die unsere Gegenwart mit der Erzählung von der verliebten alten Frau verbindet, schreibt Luisa Muraro: „Das Reale ist nicht gleichgültig gegenüber dem Begehren, […] auch wenn wir oft die Erfahrung einer scheinbaren gegenseitigen schrecklichen Fremdheit zwischen dem Realen und unserem Begehren machen müssen. Diese Erfahrung ertragen wir schlecht, wenn wir ihre Bedeutung nicht verstehen. Wir sollen sie nämlich nicht als Aufforderung deuten, uns zu mäßigen oder resigniert zu verzichten, sondern unermüdlich weiter zu verhandeln, immer wieder.“ Daraus ziehen wir umso mehr Gewinn, je größer unser Einsatz ist, denn weniger als nichts wird uns gegeben, wenn wir existieren, ohne in erster Person auf den Markt zu gehen.

Der Markt könnte Muraro zufolge ebenfalls ein Bild sein, und zwar „für den unaufhörlichen Austausch zwischen Körpern und Worten, aus dem wir entstanden sind und immer wieder neu entstehen, zusammen mit der ganzen Welt, wobei das Sein jedes einzelnen Existierenden ärmer und reicher wird, ohne abzunehmen oder zuzunehmen, nur durch die qualitative Intensität, und sich immer mehr intensivieren kann, bis es schließlich irgendwo das Unendliche erreicht“ (ebenda).

Das wissen wir noch vor der Sprache aus der Erfahrung, denn die Sprache weiß aus der Erfahrung, dass die Dinge mit den Worten im Gespräch und Austausch sind: Die Dinge entnehmen den Worten Sinn und geben den Worten Wahrheit. Und die Erfahrung lässt uns entdecken, wie wir auf dieser Ebene den Gewinn des Seins erfahren können, die Quelle eines Genusses, der weder Gewöhnung noch Abnutzung kennt. Doch die Erfahrung genügt nicht, wir brauchen auch eine Idee davon, und auch diese reicht nicht, sie muss in lebendige Praxis übersetzt werden und zu einer Gewohnheit werden. Wenn das nicht gelingt, wird die Erfahrung durch Surrogate ersetzt und die Idee auf einen oberflächlichen Gedanken reduziert. Und tatsächlich ist ja die Welt unserer zunehmenden Unzufriedenheit voller Surrogate und oberflächlicher Gedanken.

Muraro veranschaulicht das anhand der Provinz, in der sie aufgewachsen ist. Diese entwickelte sich von einer Gegend mit großer Armut in der Vergangenheit zu einem Landstrich mit weitverbreitetem Reichtum. In der Übergangszeit von der Armut zum Reichtum habe es bei den EinwohnerInnen glückliche Momente gegeben. Doch dann habe sich eine unerklärliche Unzufriedenheit ausgebreitet, deren Ursachen trotz zahlreicher Untersuchungen nie herausgefunden wurden. Als die ersten Supermärkte auf den armseligen Feldern einer verachteten Landwirtschaft gebaut worden waren, konnte man sehen, dass die Bevölkerung dorthin nicht nur zum Einkaufen ging, sondern auch, um glücklich zu sein. Später gingen sie nur noch zum Einkaufen hin, und die Desillusionierung führte zu jener Unzufriedenheit. Tibor Scitovsky hat ein Buch über dieses Phänomen geschrieben mit dem Titel „Die Ökonomie ohne Freude“. 

„Wie die alte Wollspinnerin gehen auch wir auf den Markt mit einem gewaltigen Begehren, das nicht im Entferntesten unseren Mitteln entspricht. Gemeint sind die Mittel, einzukaufen und zu genießen“ (S.10). Den Unterschied zwischen der alten Frau und uns sieht Muraro darin, dass die alte Frau die Idee eines Seinsgewinns hat. Sie stellt sich in die Reihe all der vermögenden EinkäuferInnen und weiß, dass sie auf diesem Markt nicht mit ihnen konkurrieren kann. Sie tut es, getrieben vom Begehren, das sie nicht abwehrt. Und deshalb lässt sie sich nicht entmutigen oder beschämen wegen ihres Begehren, das sie nicht befriedigen kann. Der Höhepunkt der Beispielgeschichte ist, dass sie im Geist die Idee eines weiteren Marktes aufblitzen lässt, die Idee eines Marktes, auf dem es sich als einzig gute Währung herausstellen könnte, knapp an Mitteln zu sein.

Und genau das ist häufig Thema in der mystischen Literatur. Auch dort geht es wie in unserer Allegorie in unterschiedlichen Kontexten immer wieder um die Fähigkeit, in der Welt zu sein, ohne sich ihrem Gesetz zu unterwerfen. Die alte Frau war inadäquat, aber sie zog sich nicht zurück. Sie konnte nicht gewinnen, aber sie hat es trotzdem versucht. Und daraus wird eine Welt, ein Theaterstück und das Zeugnis einer Bewegung in Richtung auf ein Jenseitiges und ein Anderswo. Das Wissen darum entfaltet sich aus dem Material des ganz gewöhnlichen gelebten Lebens, das sich vielleicht gar nicht von unserem unterscheidet, und bis ins Letzte bleibt es etwas Gelebtes, das sich aus der Erfahrung und der Praxis nährt. 

Wiederum in den Erfahrungen ihrer Kindheit findet Muraro eine weitere Spur, um jener Idee näherzukommen, die uns helfen kann, damit uns die glückliche Erfahrung eines Genusses, der sich nicht abnutzt, nicht verlorengeht. In den Dorfläden und manchmal auch in der Stadt bekamen geschätzte Kunden und Kundinnen hin und wieder ein Extra mit den Dialektworten „per soramercà“ überreicht, und zwar von den Inhabern selbst, nicht von ihren Angestellten. Das war kein Bonus wie heute, für den wir Punkte sammeln, denn es gab kein Recht darauf, keine festgelegten Bedingungen. Es erschien beinahe willkürlich, ohne wirklich willkürlich zu sein. Und es war auch kein Geschenk, denn es war eindeutig an den Vorgang des Kaufens und Verkaufens gebunden. Diese zusätzlich gegebene Ware, das zu der Ware gelegte Extra, weist darauf hin, dass das Kaufen und Verkaufen eine Beziehung hervorbringen kann, in der etwas Zusätzliches geschieht, etwas, das über den berechenbaren Tausch hinausgeht, ohne diesen jedoch abzuwerten. Als Ware hat es keinen sehr hohen Wert, doch auf der symbolischen Ebene sehr wohl. Es spielt auf etwas Transzendentes zum Marktgeschehen an, einen Über-Markt (soprammercato). Wir könnten also sagen, dass das „Soramercà“ eine Allegorie darstellt für die ursprüngliche und immer weiterbestehende Großzügigkeit des Seins, von dem wir leben.

Das „Soramercà“, das heute kaum noch bekannt ist und nicht einmal mehr in der Sprache existiert, war eine der symbolischen Praktiken, die dem Zusammenleben gut taten und das Entstehen und die Entwicklung der Marktwirtschaft begleiteten. Erfunden wurde jene Praxis aber viel früher. Über das zu sprechen, was zusammen mit den Fortschritten der Moderne verlorengegangen ist – als anderes Beispiel und geniale ökologische Einrichtung nennt Muraro den Lumpensammler, der mit seinem Eselskarren von Dorf zu zog – bringt leicht den Vorwurf ein, nostalgisch, rückwärtsgerichtet oder gar reaktionär zu sein. Muraro schaut so zurück, wie man über die Kindheit nachdenkt. Sie versucht eine Distanz zu überwinden, die uns von einer Qualität der Erfahrung trennt. Es ist ein Schauen in eine Richtung, die weder als vorwärts noch als rückwärts bezeichnet werden kann. Cristina Campo nennt es ein Schauen in „die Zeit des Märchens“, in der wir mit dem Gefühl der Möglichkeit von etwas ganz anderem, etwas Besserem lebten, das sich zu bestimmten Gelegenheiten in etwas Materielles verwandelte: in ein Fest, eine Musik, ein Naturereignis oder gute und reichliche Nahrung. Muraro ist sicher, dass jenes Gefühl wie ein Same wirkte, aus dem das Beste unserer Kultur entstand.

Sie schreibt dieses Buch, weil sie ganz praktisch die Erfahrung gemacht hat, dass es möglich ist, auf die Lichtlosigkeit und Dumpfheit der uns auferlegten Gegebenheiten einzuwirken, „nicht von außen mit Stärke und Macht, sondern durch das freie Hin und Her eines elementaren Marktes, auf dem die Tauschprozesse zwischen Körpern und Worten wiederaufgenommen werden“ (S. 15). Luisa Muraro ist nicht die einzige, die davon ausgeht, dass diese Tauschprozesse uns geschaffen haben. Sie hat durch Simone Weil, Cristina Campo und Iris Murdoch viele Einsichten gewonnen, wäre diesen Denkerinnen aber nicht begegnet oder hätte ihr Denken nicht verstanden, wenn sie nicht vorher gelernt hätte, unter den vielen Menschen auf dem Markt die Frau mit den Wollknäueln wahrzunehmen und wertzuschätzen. 

Luisa Muraro: Al mercato della felicità. La forza irrinunciabile del desiderio. Mondadori Editore, Milano 2009

Link zum nächsten Kapitel

Autorin: Dorothee Markert
Eingestellt am: 06.05.2019
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Kommentare zu diesem Beitrag

  • Juliane Brumberg sagt:

    Liebe Dorothee, vielen Dank, dass Du uns das Geschenk mit der Übersetzung des Buches von Luisa Muraro gemacht hast. Ihre Beispiele und Gedanken zum Begehren “lassen mein Herz hüpfen” und bringen etwas in mir zum Klingen was ich in mir spüre, wofür ich aber keine Worte hatte. Wie Du selbst schreibst, ist schon dieses erste Kapitel ein wunderbares Signal gegen Mutlosigkeit und Resignation.

  • Johanna Helen Schier sagt:

    Hallo Dorothee. Auch von mir: Danke, Danke, Danke.
    Am Wochenende habe ich mit einer Freundin genau dieses Thema
    diskutiert: Ziele den Gegebenheiten anpassen oder
    die hohen Ansprüche und die Träume ernst nehmen.
    Weitergehen und nicht nachlassen!

  • Anne Lehnert sagt:

    Ja, liebe Dorothee, ganz herzlichen Dank für diese Zusammenfassung. Sie ermutigt mich, angesichts der Verhältnisse und Gegebenheiten nicht zu verzagen und zeigt einen Weg auf, Träume und Wünsche trotz allem zu behaupten.
    Der Gedanke, dass es ein Gefühl der Möglichkeit von etwas Besserem ist, dem sich das Schöne in unserem Zusammenleben verdankt, gefällt mir besonders.
    Mir fällt ein Ausspruch von Franziska zu Reventlow ein: Lieber das Unmögliche wollen als sich im Möglichen schön zurechtlegen.

  • Fidi Bogdahn sagt:

    Ich bin noch volllllller Vorfreude… ein Geschenk. Danke!

  • Ute Plass sagt:

    “In der Tradition jener spirituellen Richtung wird die alte Frau als Beispiel für himmat gedeutet, was die Sehnsucht einer Person meint, die auf der Suche ist und, obwohl sie weiß, dass sie das Ziel nie erreichen wird, danach strebt, ihm näher zu kommen.”

    Erinnert mich an Dorothee Sölle, die Sehnsucht in folgende Worte
    kleidet : „Es muss doch mehr als alles geben“.

  • Ute Plass sagt:

    “Unsere Vorfahren nahmen ihre eigene Unscheinbarkeit vor der Größe der Natur wahr oder gegenüber den sogenannten Autoritäten, vielleicht auch angesichts von Persönlichkeiten aus der Geschichte oder gegenüber den Heiligen. Sie fühlten sich dann klein, verloren dadurch aber nicht das Gefühl für ihre eigene Konsistenz.”

    Eine gewagte Aussage, wo doch gerade Frauen in patriarchalen Verhältnissen ihre ‘Unscheinbarkeit’ täglich zu spüren bekamen.
    @Dorothee: Vielleicht kannst du das noch verständlicher machen?

  • Dorothee Markert sagt:

    Liebe Ute Plass, es geht an dieser Stelle nicht um Männer und Frauen, sondern darum, wie die eigene Unscheinbarkeit bzw. Kleinheit erlebt wurde. Und da verstehe ich Luisa Muraro so, dass es damals für die Menschen in Ordnung war, dass sie sich klein fühlten gegenüber etwas, das alle als etwas Größeres erlebten, beispielsweise die Natur, aber auch Gott und “große” und “wichtige” Menschen. Und daher mussten sie sich ihrer Kleinheit nicht schämen, sie verbergen und kompensieren, indem sie an anderer Stelle ihre Größe bewiesen. Eine solche Erfahrung beschädigte sie nicht, denn Ungleichheit war in einer Ständegesellschaft allgegenwärtig und auch die Natur musste nicht unbedingt bezwungen werden. Wir Heutigen dagegen neigen dazu, uns selbst dafür verantwortlich zu machen, dass wir nicht größer rausgekommen sind im Leben, oder wir verschieben die Verantwortung dafür auf andere, die uns angeblich daran gehindert haben.

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