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Kapitel 6: Freundinnenschaften und Konflikte unterschiedlicher weiblicher Lebensmodelle

Von Antje Schrupp, Dorothee Markert, Andrea Günter

Zum 20. Jubiläum der Flugschrift „Liebe zur Freiheit, Hunger nach Sinn. Flugschrift über Weiberwirtschaft und den Anfang der Politik“ wurde das Büchlein im Christel Göttert Verlag neu aufgelegt und wird hier im Forum auch erstmals online veröffentlicht (hier der Link zum Anfang). Dies ist das 6. Kapitel: Freundinnenschaften.

Die Notwendigkeit und Möglichkeit der Frauen, sich für oder gegen Mutterschaft zu entscheiden, hat in unserer Gesellschaft eine Kluft zwischen Müttern und Nichtmüttern entstehen lassen. Woher kommen die Schwierigkeiten in den Beziehungen zwischen beiden weiblichen Lebensmodellen? Gegenseitiger Neid auf das Leben der jeweils anderen, das für leichter gehalten wird? Enttäuschte Erwartungen — weil die Mütter sich mehr tatkräftige Unterstützung erhofft hatten und die Nichtmütter enttäuscht sind über den Abbruch alter Beziehungen und vielleicht auch über das Ende eines vormals gemeinsamen politischen Engagements? Vielleicht auch die nicht gelebte Trauer der Nichtmütter über einen unerfüllten oder sich selbst verbotenen Kinderwunsch?

Verloren gegangen ist in diesem Streit die gute alte Institution der „Tante“. Zur Entbindung nahmen Frauen früher ihre Mutter oder eine Freundin mit. Heute wird versucht, die Väter an diese Stelle zu setzen. Aber während es vielfach nicht gelingt, die Väter wirklich für eine aktive Vaterschaft zu begeistern, werden durch die Beschränkung auf das Elternpaar die Freundinnen und „Tanten“ verprellt.

Die Kommunikationsbarriere zwischen Müttern und Nichtmüttern verhindert, dass sie gegenseitig ihre Dankbarkeit ausdrücken für das, was jede in ihrem Lebensbereich auch für die anderen Frauen erarbeitet. Dadurch ist auch eine fruchtbare gegenseitige Kritik an der jeweiligen Lebensweise fast unmöglich. Mütter äußern ihre Kritik nicht, wenn ihre Freundinnen sich von Beruf und Karriere auffressen lassen; umgekehrt können Nichtmütter kaum ihr Bedürfnis nach zusammenhängenden Gesprächen und Kontinuität der Beziehung zu ihren nun Mütter gewordenen Freundinnen ausdrücken bzw. gegen deren Verschwinden in der Mutterrolle die Aufrechterhaltung eigener Wünsche einfordern. Wo die notwendige Auseinandersetzung aber nicht geführt wird, können die Freundinnenschaften an unausgesprochenen Vorwürfen ersticken.

Auch zwischen lesbischen und heterosexuellen Frauen findet die Auseinandersetzung um Lebensentwürfe kaum noch statt. Eine gewisse gesellschaftliche Akzeptanz lesbischen Lebens geht einher mit einer Ansicht, die vom unhintergehbaren spezifischen So-Sein der lesbischen wie der heterosexuellen Frau ausgeht und deshalb Fragen der Lebensgestaltung dem gemeinsamen Gespräch entzieht.

Eine neue Besinnung auf die Bedeutung der lesbischen und heterosexuellen Lebens- und Beziehungsform für die jeweils andere Gruppe könnte aber fruchtbare Impulse für eine neue frauenbewegte Politik freisetzen: Lesben verkörpern in besonderer Weise die Freiheit eines frauenidentifizierten, sich von Männern unabhängig machenden Frauenlebens; während das Leben frauenbewegter Heteras für Lesben die Möglichkeit eines selbstbewussten Umgangs mit Männern aufzeigen kann, der Größenphantasien vorbeugt und die Männer realistisch wahrnimmt.

Aus: Ulrike Wagener, Dorothee Markert, Antje Schrupp, Andrea Günter: Liebe zur Freiheit, Hunger nach Sinn. Flugschrift über Weiberwirtschaft und den Anfang der Politik. Christel Göttert Verlag, Rüsselsheim 1999, Neuauflage 2019

Autorin: Antje Schrupp, Dorothee Markert, Andrea Günter
Eingestellt am: 22.07.2020

Kommentare zu diesem Beitrag

  • Brigitte Leyh sagt:

    Liebe Antje, danke für diese aufschlussreiche Analyse. Als kinderlose (lose?)Hetera finde ich das bei vielen Freundinnen beobachtete “Verschwinden in der Mutterrolle” besonders traurig. Später kommt ja noch das Verschwinden in der Oma-Rolle dazu. Müttern müsste für einen freien Diskurs endlich erlaubt sein zu sagen “Dass ich Kinder bekommen habe, war der falsche Weg”.
    Aber welche Mutter mag das ihren Kindern antun??

    Für mich kann die Lösung nur in der Entmystifizierung des Kinderwunsches liegen.

  • Fidi Bogdahn sagt:

    Wenn eine Frau sich als Mutter bezeichnet, mache ich einen großen Bogen um sie. Wenn sie sich später als Oma bezeichnet, wird es in keiner Weise für mich besser; Es sei denn, ich möchte mit ihr, die Mutter, beziehungsweise mit ihr, die Oma, den Kontakt aufnehmen.
    Ansonsten(!) ist es eben nicht nur eine Frage der Worte, sondern dessen, was diese Worte transportieren; und sie transportieren ganz eindeutig eine begrenzte Wahrnehmung der Frau – Einschränkung, Mangel. Oh, wie ich das kenne!!
    Aber, ich bin doch viel mehr als eine Alte, bin mehr als eine Behinderte oder Rollstuhlfahrerin, und ich bin auch keine Kranke… ICH BIN FIDI BOGDAHN !
    Ja, ich bin in der Zwischenzeit alt geworden und lebe mit den Einschränkungen und Schwierigkeiten, die durch eine Krankheit in mein Leben gekommen sind.
    Das und vieles andere macht mich heute aus.
    Und es verändert mich ständig, über all diese Begrifflichkeiten hinaus.
    (Bloß Mutter werde ich ganz bestimmt nicht mehr! -jedenfalls nicht in diesem engen Verständnis von “eigene” Kinder haben. Schließlich werde ich selbst zunehmend wie Kinder, wahrscheinlich um das Reich Gottes zu erlangen. :-) )

  • Yvonne Renne sagt:

    Liebe Antje und alle anderen,
    ich fand die Überschrift total gut, weil ich mich gerade viel mit dem Thema “Frauen unter sich” beschäftige. Da ich Co-Mutter war und jetzt Co-Oma bin, mache ich die Trennung nicht an Heterosexualität fest. Ich habe es selbst erlebt im Kinderalltag zu verschwinden, weil keine Energie für was anderes mehr da war, und ich habe es genossen. Es tut mir heute noch gut, den Kontakt zu den Kindern und Enkeln zu haben. Das heißt,ich habe dafür Verständnis,- was nicht heißt, dass es mich nicht manchmal nervt bei Freundinnen. Ich selber habe mich mit 17 gegen das Kind entschieden und hätte auch keins gebären wollen.
    Was ich viel schwieriger finde ist, es als Lesbe meiner heterosexuellen Freundin in ihren “sich-in Beziehung behaupten-müssen” Prozessen zusehen zu üssen und nicht viel machen zu können….
    Was mir aber gerade mehr auf der Seele liegt ist, dass ich von der Art und Weise wie mittlerweile in lesbischen und auch in queeren Kreisen miteinander umgegangen wird, so abgenervt bin, dass ich von meiner langjährigen Idee in eine Frauenkommune zu ziehen Abstand nehme (es gibt auch keine,leider, alle haben sich wieder aufgelöst) aber auch eine zu gründen , weil ich das Gefühl habe, ich will diese Formen der Auseinandersetzung nicht mehr. Vielleicht ist es da in der gemischten Gruppe mit mehr Abstand, leichter ???? Ich weiß es nicht, werde es aber ausprobieren, obwohl mein Herz dabei blutet. Ich würde mir eine nährende und achtsam streitende Lesbenkommune, die ähnlich wie die Kommune in Niederkaufungen aufgebautist sehr wünschen.
    Ich habe das Gefühl, dass die ganze queer Diskussion zu einer Zunahme an Frauenfeindlichkeit und Frauenneutralisierung geführt hat, was ich sehr bedauere, weil mich das Leben in Frauenzusammenhängen sehr genährt hat und mich stolz gemacht hat auf mein Frausein.

  • Mechthild Auf dem Berge sagt:

    Woraus wird abgeleitet, dass es eine Kluft, ja eine Kommunikationsbarriere, zwschen Müttern und Nichtmüttern geben soll?
    Woran wird festgemacht, dass die “Institution Tante” verloren gegangen ist und Freundinnen und Tanten “verprellt” werden?
    Gibt es Untersuchungen dazu, dass es eine Auseinandersetzung zwischen lesbischen und heterosexuellen Frauen über unterschiedliche Lebensentwürfe angeblich nicht gibt?
    Mich wundern diese Feststellungen.
    Sie entsprechen nach meinem Erleben nicht der Lebensrealität von Frauen in unserer Gesellschaft.
    Meine Beobachtungen zeigen das Gegenteil.
    Frauen sind keineswegs voneinander getrennt durch das Kinderkriegen oder ihre sexuelle Orientierung.
    Sowohl in meiner Generation als auch bei jüngeren Frauen in der vorhandenen oder nicht vorhandenen Familienzeit, bei Schülerinnen und Studentinnen beobachte ich Gemeinsamkeit und Zusammenstehen.
    Das bezieht sich bei mir auf eigene Familienzusammenhänge und auf Familien von Freundinnen und verwandten Frauen, auf Nachbarschaften in städtischen und ländlichen Umgebungen.
    – Tanten mit oder ohne eigene Kinder sind beliebte Familienmitglieder, sind eingebunden und gefragte Ratgeberinnen.
    – Jahrzehntelange Freundinnenschaften zwischen Müttern und Nichtmüttern überdauern die Familienzeiten von Müttern und werden weitergeführt, wenn die Interessen weiter geteilt werden.
    – In Schule und Studium, beim Sport und in der Freizeit gibt es Freundinnencliquen, in denen selbstverständlich lesbische und heterosexuelle junge Frauen zusammenbleiben und sich natürlicherweise über ihre Lebensentwürfe austauschen.
    – In meinem vor- bzw. politischen Engagement erlebe ich ebenfalls keine Unterscheidung zwischen gleichgeschlechtlichen Frauen und HeteroFrauen, zwischen Müttern und Frauen ohne Kinder.
    Es spielt keine Rolle!
    Wie gesagt, diese erfreulichen Umstände kann ich überall sehen und es wird mir erzählt.
    Freundinnenschaften können sich verändern, klar, aber wohl ehr aus Interessenverlagerungen. Ich habe da auch so meine schmerzlichen Erfahrungen gemacht, die aber absolut nichts damit zu tun hatten, ob eine Freundin Mutter war oder nicht oder eine andere seuelle Orientierung als ich hatte.
    Ich frage mich, woher die Annahmen aus dem Kapitel “Freundinnenschaften” stammen, dass es zwischen Frauen diese Klüfte und Kommunikationsbarrieren geben soll?
    Ob es persönliche Erlebnisse oder kollektive Erfahrungen bestimmter Gruppen sein können die als allgemein gültig gesetzt worden sind?
    Damit müsste aber vorsichtig umgegangen werden, finde ich.
    Es kann auch nicht sein, dass die Frauenwelt vor 20 Jahren (Veröffentlichung) so anders gewesen sein soll, denn die Familien-, Freundschafts-, Nachbarschafts-, bürgerschaftlich/politisch engagierten Zusammenhänge, die alleine ich beobachte und kenne sind wesentlich älter.
    Freundinnenschaften beruhen auf Zugewandtheit und Empathie für das Gegenüber.
    Ich sehe und spüre mit Freuden, dass die Zuneigung von Frauen zueinander nicht schwindet wenn eine Mutter oder Nichtmutter ist oder eine andere sexuelle Orientierung hat.

  • Dorothee Markert sagt:

    Doch, @Mechthild Auf dem Berge, in unserem Umfeld war das vor 20 Jahren so, wie wir es beschrieben haben. Ausgehend von unseren eigenen Erfahrungen dachten wir damals über dieses Problem nach und schrieben darüber. Sicher wäre auch eine wissenschaftliche Untersuchung interessant, aber die müssten andere durchführen oder anregen.
    Dass du in deinem Umfeld heute ganz andere Erfahrungen machst, ist ja sehr erfreulich. Wenn du nicht behaupten würdest, vor 20 Jahren könne es auch nicht anderes gewesen sein, würde ich dies glatt als Erfolg der Frauenbewegung verbuchen.

  • Maria Coors sagt:

    oh, der text ist so kurz…könnt ihr in der aktualisierten ausgabe nicht noch einen ratgeberteil anschließen? :) mich spricht das sehr an. ich habe festgestellt, dass ich in meinem leben schon sehr viel mehr liebeskummer wegen freundinnen hatte, obwohl ich ziemlich hetera bin. ich weiß auch nicht ob (nicht)mutterschaft und die wahl der paarbeziehung die wichtigsten trennungen begründen. ich mache am liebsten das patriarchat verantwortlich. aber das hilft ja dann praktisch nichts. also so ein praxis- und lebensnahes: “how to build and obtain female companionship against all odds of live and patriarchy” wäre das eine auftragsarbeit, die ihr annehmt? :)

  • Juliane Brumberg sagt:

    Auch wenn das ein bißchen in eine andere Richtung geht, erinnere ich hier einfach nochmal an meinen Artikel über Freundschaft: https://www.bzw-weiterdenken.de/2018/03/lebenselixier-freundschaft/

  • Anne Newball Duke sagt:

    Liebe Juliane, ich finde nicht, dass dein Text in eine andere Richtung geht; ich finde in ihm – mit Verlaub ;) – für mich mehr Anknüpfungspunkte zum Weiterdenken.

    Den wichtigsten Punkt sprichst du an, Juliane, wenn du schreibst: “Sehr wichtig ist auch, dass ich mich in einer Freundschaft auf mein Gegenüber verlassen kann, dass ich keine Angst haben muss, hintergangen zu werden.”
    Auch diesen Absatz fand ich ganz toll: “Fragwürdig sind auch Freundschaften, in denen aufgerechnet oder konkurriert wird. Das ist oft der Anfang vom Ende einer Freundschaft. Das heißt nicht, dass wir über bestimmte Eigenheiten unserer Freundin oder unseres Freundes auch ein bisschen lästern dürfen – solange Achtung und Respekt sichtbar bleiben. Doch wenn eine freundschaftliche Beziehung von Konkurrenz überlagert wird, geht das sich-angenommen-Fühlen verloren.”
    Vielleicht sind mir diese Aspekte, in denen es im weitesten Sinne um Vertrauen geht, so wichtig, weil ich das Vertrauenschaffen mit Frauen – gerade im jüngeren Jahren – nie einfach fand. Wenn ich mehr hineingegeben habe zum Beispiel, und diese Hoffnung auf Freundschaft sich dann doch nicht erfüllt hat. Wenn alles überstanden ist, nicht schlimm, und mit zunehmendem Alter fast kein Thema mehr, aber gerade in der Pubertät haben sich da große Dramen abgespielt, die im Körpergedächtnis interessanterweise bis heute weiter ihr Unwesen treiben. Maria, deswegen ist es auch bei mir so, dass in meinem Leben liebeskummer- und sogar eifersuchtstechnisch Beziehungen mit Freundinnen eine viel größere Rolle als (Liebes-)Beziehungen mit Männern spielen. Vor allem, wenn es ein langer quälender, von viel Unsicherheit geprägter Prozess war/ist. Ich wusste dadurch lange nicht, wozu Frauenfreundschaften in der Lage sind, wie weit es möglich ist, sich fallen zu lassen oder auch Fehler machen zu können; wie sie das Leben beleben und einfach lebenswert machen; das überwältigt mich oft immer noch.

    Als eine, die selbst erst aus der jahrelangen intensiven Kleinkindmutterphase aufgetaucht ist, habe ich viel Verständnis für das Abtauchen von Frauen in Mutterrollen. Am erfrischendsten aber ist es, wenn ich es schaffe, solche Freundinnen dann doch mal einen Abend von ihren kleinen Kindern wegzuziehen. Dieses kurze Erwachen zeigt meist, dass ihr Abtauchen nur vorübergehend ist/sein wird. Und solange es Frauen so schwer gemacht wird, in diesen Phasen länger als einen Abend mal aufzutauchen, und zwar ohne schlechtes Gewissen, sondern einfach weil sie die Kinder wo-und-bei-wem-auch-immer gut aufgehoben wissen, und so lange diese ganzen komplexen Formen von schlechtem Gewissen in jungen Müttern von allen Seiten auf vielen Ebenen gehegt und genährt und gefüttert und gepflegt werden, so lange kann ich ihnen daraus nicht wirklich einen Vorwurf machen. Mir sitzt selbst noch in den Knochen, wie endlich die Energie (für eventuelles – manchmal nicht mal innen gespürtes, sondern nur von außen aufgedrängtes – Aufbegehren) eines Tages und der meist schlaflosen Nächte ist. Hier müssen gemeinsam gesellschaftliche Lösungen gefunden werden. Mutter-Bashing – jetzt mal provokant ausgedrückt – hilft da gar nix, sondern in diesem “Othering” steckt genau das, was ich beispielsweise an der Linken so nervig finde: statt sich auf die gemeinsamen Ziele zu konzentrieren, erschöpfen wir uns in gegenseitigen Schubladen-, Vorurteilen- und Vorwurfshaltungen.

    Aber ich bin in der Beziehung insgesamt wohlgemut: Wir schaffen das. Denn Freundinnenschaften sind stark und mächtig, und sie werden es immer mehr, da es mittlerweile viel mehr Vorbilder und Erfahrungen gibt, die weitergegeben werden; und sie nehmen – wie ich das jetzt beobachte – nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ zu; und das, liebe Dorothee, verbuche ich ganz eindeutig als Erfolg der Frauenbewegung, aber auch der sehr anregenden und in meinem Falle zumindest sehr fruchtbaren Vermischung von Freundinnenvorstellungen von Ost und West.

  • Mechthild Auf dem Berge sagt:

    Hallo Dorothee Markert,
    auch wenn ich in meinem Umfeld vor 20 Jahren erleben durfte, dass meine Töchter – damals Schülerinnen – ein selbstverständliches Miteinander mit Mitschüler*innen anderer sexueller Orientierung hatten – anders als eure Erfahrungen es schmerzlicherweise damals waren, sehe ich es genauso wie du und bin der klaren Überzeugung, dass diese menschlich positive Entwicklung zu den Früchten der Frauenbewegung zählt.
    Es war und ist so herzerwärmend für mich, mich an dieser neuen Realität zu erfreuen.
    Wie es zum Beispiel beim Mädchen-/Frauenfußball war (auch in hiesigen Vereinen mit zahlreichen lesbischen Sportlerinnen) – die Fröhlichkeit der Jugendlichen und ihre Selbstgewissheit: Wir sind Powerfrauen! Ich bin sicher, dieses Gemeinsame hat alle geprägt, ganz gleich welche sexuelle Orientierung eine hatte.
    Ich könnte noch weitere Beispiele nennen.
    Dabei leben wir hier eigentlich ehr konservativ geprägt, auf dem Lande.
    Jedenfalls haben mich die Aussagen des Textes irritiert, gerade, weil es schon länger soviel Positives gibt!

    Beim Thema Frauen mit oder ohne Kindern und dem behaupteten gegenseitigen Nichteinbeziehen, einer Kommunikationsbarriere zwischen ihnen, was mir sehr wehtut, kann ich ja das Gegenteil berichten.
    In den mir bekannten Freundinnenkreisen, wo es gut gelingt, unterschiedliche Erfahrungen mitzutragen, erkenne ich eine gewisse Achtsamkeit. Es wird meist darauf geachtet, die eigenen Themen nicht zusehr in den Vordergrund zu stellen oder sogar die eigene Lebensform als Ideal darzustellen.
    Das ist für mich allerdings eigentlich kaum der Rede wert, gehört es nicht zum empathischen Freundinsein dazu?
    Manchmal kann Sehnsucht nach Kindern/Enkelkindern oder andersherum nach einer tollen Karriere ja unbewusst hinter Neidgefühlen versteckt sein oder eine tiefe Trauer vorhanden sein. Das möchte ich nicht unnötig triggern.
    Ich fänd es sehr merkwürdig, wenn sich meine Freundinnenschaften nach der Kategorie Mutter oder Nichtmutter sortiert hätten. Es geht mir doch jeweils um die eine Frau, die eine Freundin.

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