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Nachdenken über Arrival III (von III): Über den Lebenssinn und die Sterbebett-Theorie

Von Anne Newball Duke

Mit diesem Artikel geht’s in die letzte Runde meiner Nachdenk-Trilogie über den Film “Arrival” und die Kurzgeschichte “Story of your Life”. Ich greife noch einmal Ideen und Gedanken auf, die in dem Videopodcast zum Film aus Zeitgründen keinen Platz mehr gefunden haben. Ich knüpfe hier unmittelbar an den Überlegungen von diesem und diesem Artikel an.

Foto und Gestaltung: Anne Newball Duke

Sprache und (Un-)Sterblichkeit

Eines Tages, so richtet sich Louise in Gedanken an ihre zukünftige Tochter, werde ich ohne deinen Vater sein und auch ohne dich. Alles, was ich dann haben werde, ist diese Alien-Sprache. “So I pay close attention, and note every detail.” (Story of your Life, S. 172)

Das sollten wir auch tun. Denn ohne eine neue Sprache, die mit neuen Denk- und Fühlformen verbunden ist und sich mit Haut und Haaren einer lebenswerten, wieder verweltlichten Zukunft zuwendet, werden wir in keiner Zukunft ankommen.

Eine neue Sprache, also voller neuer Denk- und Sprachmuster, ist möglich, wenn sie an die aktuelle Kultur andockt und sich mit den sich stetig verändernden Menschen weiterentwickelt. Und diese in Entwicklung befindliche Sprache gebe ich auch meinen Töchtern weiter; sie wirkt somit in gewisser Weise über meinen Tod hinaus weiter. Es ist von Gewicht, ja geradezu überlebenswichtig, mit welcher Sprache ich zu meinen Töchtern spreche. Sprache verbindet Menschen miteinander. Und es ist von Gewicht, welche Verbindungen Verbindungen verbinden (vgl. Donna Haraway in Unruhig bleiben [2016] 2018, S.23). In einem Fadenspiel (hierzu siehe auch Teil II) geht es “um das Weitergeben und das Empfangnehmen von Mustern, um das Fallenlassen von Fäden und um das Scheitern, aber manchmal auch darum, etwas zu finden, das funktioniert, etwas Konsequentes und vielleicht sogar Schönes; etwas, das noch nicht da war, einer Weitergeben von Verbindungen, die zählen; ein Geschichtenerzählen, das von Hand zu Hand geht, von Finger zu Finger, von Anschlussstelle zu Anschlussstelle – um Bedingungen zu schaffen, die auf der Erde, auf Terra, ein endliches Gedeihen ermöglichen.” (S.20)

Vielleicht können wir Menschen uns doch noch irgendwann an den Gedanken gewöhnen, dass der eigene Tod keine so große Rolle spielt. Denn das Leben endet bei genauerem Hinsehen nämlich nicht mit dem Tod. Nach mir muss nicht die Sintflut kommen. Nur MEIN kleines schönes Leben endet. Es wird aus den weltlichen Verbindungen herausgelöst; aber nicht ganz: meine sterblichen Überreste – wie es so schön heißt – können in Humus verwandelt werden, Regenwürmer können sich durch meinen für sie immer noch interessanten, sich auflösenden Körper wühlen etcpp. Ich trage so auch nach meinem Tod noch zu weiterem Leben bei. Das alles gehört zum weltlichen endlichen Gedeihen dazu.

Und wenn ich jetzt beginne, einen Sprache zu sprechen, die der Verweltlichung mehr zuspricht, dann hinterlasse ich meiner weiter nach mir gedeihenden Welt etwas sehr Wertvolles. Eine solche Sprache, die uns auch Louise in gewisser Weise vermacht, verändert unser Denken, auch das der nach uns kommenden Generationen. Sie geht über unseren Tod hinaus und reicht hoffentlich weit in die Zukunft hinein, baut weiter an einer Zukunft, in der alle Lebewesen dieses zerbrechlichen Lebensraums Erde ein gutes Leben haben. Wir beginnen mit einer Sprache und einem Denken, das unser Sein ab sofort rückbindet an die Erde, wir müssen verstehen, dass wir von der Erde (Haraway, S.26) sind.

Denn mit unserer jetzigen Vorstellung von der linearen Lebensgeschichte, die irgendwann vom Tod abgeschnitten wird, tun wir so, als könnten wir uns aus den komplexen weltlichen Verbindungen herauslösen, hätten nichts mit ihnen zu tun. Damit trennen wir aber genau jene weltlichen Verbindungen auf, die wir und so viele andere Lebewesen zum Erdenbeleben benötigen. Wir müssen begreifen, dass das Leben auch über unseren individuellen Tod hinaus weiter gedeihen möchte, und dass die Responsabilität, für ein Weitergedeihen nach unserem je singulären Tod zu Sorge zu tragen, bei uns Menschen liegt – ob wir wollen oder nicht. Donna Haraway nennt die Übernahme der Verantwortung für die Begegnung (die gegenwärtige sowie die zukünftige), um die man nicht gebeten hat, das “Kultivieren von Responsabilität” (S.181).

Über den Sinn, den freien Willen und Louise

Ted Chiang wiederholt des Öfteren – zumindest las ich es hier und da – dass einer seiner großen Vorbilder Jorge Luis Borges ist. Als Anregung für “Story of your Life” habe ihm so auch dessen Book of Ages gedient. Darin gibt es eine Bibliothek, die eine detaillierte Geschichte der Zukunft enthält, auch die Träume aller Menschen; also wirklich alles aller je singulären Leben. Borges allerdings geht es hier – so weit ich das verstehe, selbst gelesen habe ich das Buch nicht – um eine vorgestellte Unendlichkeit. Die mathematische Wahrscheinlichkeitsrechnung nie aus den Augen verlierend, geht er hier der Frage nach, ob eventuell Sinnvolles aus purem Zufall entstehen kann. Seine Menschen, die sich in der Bibliothek aufhalten, sterben jedoch, ohne je irgendeine Antwort auf ihre Lebens- und Sinnfragen zu erhalten, sich verlierend in dieser schieren Unendlichkeit an Möglichkeiten, in ihr bisheriges oder zukünftiges Leben einzutauchen.

Ich frage mich nicht das erste Mal, warum gerade männliche Schriftsteller – gerade im Gefolge Borges’ oder bereits zurückzuführen auf Giordano Brunos Philosophie der Unendlichkeit des Weltalls – so angepiekst von der Idee sind (auch z.B. von jener des Theorems der endlos tippenden Affen), dass Sinn – betrachtet und ausgehend von mathematischen Wahrscheinlichkeitsrechnungen – eventuell nur zufällig entstehen könne. Zumindest macht es ihnen einen riesigen und sicher auch diebischen Spaß, der Idee fiktiv nachzugehen, dass sich alles Tun und Sein des Menschen durch die glänzende Abwesenheit von Sinn auszeichnet; ja es enthält sogar den Gedanken, dass selbst Sinn eigentlich sinnlos ist.

Ted Chiang nun greift diese Idee auch wieder auf; allerdings lenkt er in seiner Fragestellung die Aufmerksamkeit jetzt auf den Sinn und wie wir Menschen dem Zufall sozusagen entkommen könnten: er staffiert also in seiner Fiktion nicht mehr so sehr die Frage dem (möglichen) Zufall des Sinns aus; sondern er fragt in gewisser Weise – der Film tut es noch viel intensiver –, wie wir wahrhaftigen Sinn im Leben erreichen könnten und uns also gerade nicht verlieren in den puren Möglichkeiten. Für Louise macht es – trotz Verlustes des freien Willens (also so, wie wir es wohl aktuell noch verstehen… als “Verlust”) – Sinn, die Zukunft zu kennen (Liebe zu Mann und Tochter, Lernen der Heptapod-Sprache). Im Film hat sie die Fähigkeit, durch das Sprachenerlernen auf das Zukunftsgeschehen erkennbar einzuwirken. Hier wird der Figur der Louise mehr Handlungsmacht verliehen – so jedenfalls interpretiere ich das –, indem sie auf das zukünftige Weltgeschehen entscheidend einwirkt.

Ich denke, das ist der Grund, dass ich – anders als Jutta, Antje und Maria im Videopodcast – von der Film-Louise mehr angetan war als von der Kurzgeschichten-Louise, sie einfach interessanter fand. Ich würde nicht sagen, dass sie im Film einen weniger komplexen Charakter darzustellen hatte; es wurde sich vielmehr auf eine Eigenschaft konzentriert, die durch das Sprachenerlenen und die dadurch eintretende Wahrnehmungsveränderung eintreten könnte. Auf ein utopisches Moment sozusagen.  

Die Louise im Film hört genau zu. Sie notiert jedes Detail. Sie lässt wirken. Manchmal wirkt es wie melancholisches Starren. Aber das ist es nicht, kann es nicht sein. Denn die Melancholie gefällt sich – gedankliche Tiefe lediglich vortäuschend oder hinter sich lassend oder sich in ihr verlierend – eher im oberflächlichen Geplätschere. Ich als Zuschauerin habe das Gefühl zu spüren, wie Louise hingegen das Fremde in Form der Heptapods von Anfang an als etwas Eigenes zu durchdringen sucht. Sie erkennt sich. Sie hat von Anfang an ein so großes Vertrauen (; ihr Vertrauen erinnert mich an Elsas Vertrauen in Frozen II, mit der diese der Stimme folgt): Louise geht nicht in das “Abenteuer Alien”, um dem Fremden ins Angesicht zu sehen. Sie geht da rein mit dem Wissen, dass sie Eigenes finden wird, sie hat das Begehren, sich mit den Heptapods im Sinne Haraways verwandt zu machen, indem sie das Angebot des Suchens und Findens annimmt, das die Heptapods ihr machen; sie und die Heptapods spielen, ebenfalls in den Worten Haraways, ein Fadenspiel. Keinesfalls wird ihr Denken annektiert oder usurpiert. Was ich sehe, wenn sie vor dem Bildschirm voll mit Schriftsprache der Heptapods sitzt und es den Anschein hat, sie schaue weiter, immer weiter, tiefer und noch tiefer in die Strukturen dieser Sprache, ist ein emsiges Mustererzeugen durch Vertrauen, Verstehen, Durchdringen, Durchkauen, Schlucken und Verdauen, durch Verarbeiten, Zuhören und Anknüpfungen suchen und finden. Durch diese körperlichen Prozesse sind Sprache und Heptapods bald in ihren Träumen angekommen, und sie nimmt die Träume an und verdenkt wiederum das Geträumte und Verdaute: Intuitiv weiß sie, dass sie das Eigene im Fremden finden muss, um lebend voranzukommen. Als Linguistin weiß sie, dass die Veränderung ihrer Wahrnehmung natürlich auch ihre innere Körperwelt zutiefst verändern wird. Für eine wahrhafte Kommunikation, in der Verbindung entsteht, muss sie offen und verwundbar sein.

Intuitiv entstandenem Vertrauen gibt sie mehr Bedeutung als ihrer einstigen Lehrbuch-Metaphorisierung der Sprache als Waffe (siehe Teil II). Nur so bemerkt sie, dass der Fehler in der Art liegt, wie die Erdenmenschen den Heptapods die jeweiligen Menschensprachen zu vermitteln versuchen. Und sie erkennt die Bedeutung und die Macht von Metaphern, die tief in der Kultur verankert sind und mit denen wir Menschen uns – wie ich es im zweiten Teil dieser Nachdenk-Trilogie bereits mit Donna Haraway schrieb – auf tödliche Pfade begeben haben. Es ist von Gewicht, mit welchen Erzählungen wir andere Erzählungen erzählen. Es ist von Gewicht, welche Wissensformen Wissen wissen. (…) Es ist von Gewicht, welche Welten Welten verweltlichen. (Haraway, S.53) Oder wie Audre Lorde es formuliert: “Wir können die alte Macht nicht im Namen und mit den Mitteln eben dieser alten Macht bekämpfen. Das können wir nur, indem wir eine völlig neue Struktur schaffen, die jeden einzelnen Aspekt unseres Lebens berührt.” (Macht und Sinnlichkeit, S.50)

Die Sterbebett-Theorie

Louise, die meines Erachtens – auch da waren wir im Podcast unterschiedlicher Meinung – einfach wunderbar von Amy Adams dargestellt wird, ist nicht nur irgendwie undefiniert traurig, sondern sie verleiht dem Wissen um die bereits geschriebene Zukunft Sinn, indem sie beispielsweise jeden Moment mit ihrer Tochter tief in sich einsaugt; sie nimmt beispielsweise die Geräusche der Steine in sich auf, mit denen ihre Tochter spielt. Sie weiß ja um ihre Fähigkeit, die Erinnerungen in Vor- und Rückblicken timeswitchen und so miteinander in Kontakt treten lassen zu können. Und genau das ist das Mehr, das ihr kein noch so freiheitlicher freier Wille geben kann. Ich erkenne in der Film-Louise, dass sie ganz genau um dieses Mehr weiß. Sie nimmt die Gegenwart immer mehr und mehr im Licht der zukünftigen und zukünftig vergangenen Effekte und ihrer anwachsenden und zukünftigen Fähigkeiten wahr.

Und hier verbinden sich meine Argumentationsstränge wieder: Würden wir Menschen also wie Louise das Nachdenken über die Bedeutung unseres jetzigen Handelns im Licht der zukünftigen Effekte zulassen und reflektieren, würden wir also sofort Konsequenzen daraus ziehen; wir würden – da bin ich sicher – sofort einen anderen Weg einschlagen und unsere Flagge mit der Aufschrift “Gutes Leben für alle Lebewesen” in fünfzig Jahren in die hoffentlich nasse, feuchte, fruchtbare, von Regenwürmern und anderen Krittern (Critter ist ein im Amerikanischen für alles mögliche Getier gebräuchlicher Begriff. Ich habe ihn hier von Donna Haraway übernommen, die ihn großzügig verwendet: für Mikroben, Pflanzen, Tiere, Menschen, Nicht-Menschen und manchmal auch für Maschinen, siehe S.231) nur so wimmelnde Erde stecken.

Ich gehe noch weiter, ich würde sagen, dass alle Handlungen, in denen der eigene Tod – oder sagen wir weniger dramatisch: die eigene Sterblichkeit – mitgedacht ist, einen größeren Freiheitsgrad in sich tragen. Und ganz nebenbei fände dabei bereits das Neuausrichten des Freiheitsbegriffes statt.

Als ich etwa 17 oder 18 war, sah ich im Kino den wundervollen Film “Antonias Welt” von Marleen Gorris. Er prägte mich nachhaltig, bis heute. Vielleicht, weil es damals noch so ungewöhnlich war, einen so feministischen Film zu sehen zu bekommen. In meiner Erinnerung nahm ich Antonias letzte Worte mit, die es – so habe ich jetzt beim Wiedersehen nach mehr als 22 Jahren bemerkt – so gar nicht gibt in dem Film. Aber egal, was ich damals mitnahm, war Folgendes: Antonia – ins Alter gekommen – entscheidet sich eines Morgens, dass heute ein guter Tag für sie zum Sterben ist, und ruft all ihre Lieben zusammen. Im Sterbebett liegend zieht Antonia ein Resümee über ihr Leben und sagt zu den um sie Stehenden, dass sie zufrieden ist mit ihrem heute zu Ende gehenden Leben: sie hätte es nicht anders leben wollen, es nicht mit anderen Menschen verbringen wollen. Alles war gut so, wie es war. Wie gesagt, das sagt sie eigentlich gar nicht, aber diese Worte habe ich dieser Szene irgendwie entnommen, und diese Worte oder dieses Antonia-Gefühl einer gewissen Zufriedenheit und Ruhe kurz vor dem Sterben trage ich seitdem in meiner Tragetasche (wieder Donna Haraways Vokabular, das sie Urula K. Le Guin entleiht) mit mir.

Von diesem Moment an wusste ich, dass ich einmal auch so auf dem Sterbebett liegen möchte: Ich möchte nichts bereuen. Ich möchte von keinem schlechten Gewissen geplagt werden; vor allem möchte ich kein “Hätte ich doch!” fühlen müssen. Ich möchte keine Rachegefühle gegen andere Menschen hegen, keine Schuldzuweisungen und keine Wut in mir tragen. Da ich nicht wissen konnte und kann, wann ich sterben werde, bedeutete das von da an bis heute für mich, das Leben so zu leben, dass ich jeden Tag im Reinen mit mir und meinen Taten sterben könnte. Idealerweise bin ich natürlich zu meinem Sterbezeitpunkt steinalt und von wenig Schmerzen geplagt. Wie kann ich sicher sein, dass dem so sein wird? Ich kann mir natürlich nicht sicher sein. Aber wenn ich wichtige Entscheidungen zu treffen habe, dann stelle ich mir vor, wie ich auf dem (idealen Antonia-)Sterbebett liege, alle meine Lieben um mich herum: Verträgt sich die eine Entscheidungsrichtung vielleicht mehr mit einem zufriedenen Gefühl als die andere? Könnte sie eher dazu beitragen, dass ich kurz vor Ende Ruhe finden kann? Oder sogar nochmal weiter vorne angesetzt: Ist die Entscheidung überhaupt an sich sinnvoll – von der Sache her und/oder zu diesem Zeitpunkt? Welche Entscheidung – oder noch allgemeiner – was ist wirklich wichtig? So könnte auch der Satz “pick your fights”, über den ich in letzter Zeit öfter in allen möglichen Kontexten mit Freund*innen nachgedacht habe, in diesem Kontextfeld gedeutet werden; als “Wisse, worüber es sich überhaupt zu streiten und wofür es sich zu kämpfen lohnt”.

Den Sinn des Lebens so von hinten, vom Ende her aufzurollen, finde ich für mich eine gute Strategie. Ich verliere so nie aus den Augen, dass mein Gedeihen endlich ist, dass aber das weltliche und vor allem menschliche Gedeihen an sich – im besten Falle!, wenn wir Menschen es jetzt nicht wirklich komplett vergeigen – aber auch nach meinem Tod weitergeht. Wenn meine Töchter – von denen ich damals beim ersten Schauen von “Antonias Welt” ja auch noch nichts wusste – mich anschauen, dann möchte ich das Gefühl haben, alles mir in der Macht und in meinen Möglichkeiten Stehende dafür getan zu haben, dass sie ein gutes Leben haben. Ich wünsche mir sehnlichst, dass sie ihre Sprache nie, oder zumindest immer weniger, als Waffe benutzen müssen. Dass ihre Sprache also hauptsächlich eine Pfad- und Wegöffnerin hin zu einem guten Leben für alle wäre, mit der sie und alle Menschen befähigt werden, die Zeit sinnvoll in Richtung Zukunft zu öffnen.

Der 1930 geborene Oren R. Lyons jr., Turtles Clan, Seneca Nation, Haudenosaunee Confederation (eine traditionsreiche Konföderation verschiedener Nationen, die unterschiedliche Namen getragen hat, u.a. Iroquois/Irokesen, Haudenosaunee ist die Selbstbezeichnung, vgl. Wikipedia) schrieb: “Wir schauen nach vorne, wie es einer der ersten Mandate verlangt, die uns als chiefs gegeben wurden. Wir müssen sichergehen, dass jede Entscheidung, die wir fällen, eine Beziehung zum Wohlergehen und Wohlbefinden der siebten Generation von jetzt an unterhält.” Und weiter: “Wie steht es mit der siebten Generation? Wohin bringt ihr sie? Was werden sie haben?” Das “Great Binding Law” (das große bindende Gesetz) sagt: “Suche das Wohlergehen des ganzen Volkes und führe dir immer nicht nur die Gegenwart, sondern auch die kommenden Generationen vor Augen, auch diejenigen, deren Gesichter noch unter der Erde liegen – die Ungeborenen der zukünftigen Nation.” (Vgl. Constitution of the Iroquois Nations; der ganze letzte Absatz ist zitiert aus Donna Haraway, Unruhig bleiben, S.298f.)

“Arrival” trägt keinen Aufruf in sich, die Zukunft auf einem beschädigten Planeten so weiterzudenken, dass gutes Leben für alle Lebewesen dennoch irgendwie möglich ist; aber der Film hat mein eigenes Denken sehr inspiriert und befeuert; viele andere Denkmomente habe ich seitdem unbescheiden (wieder so ein tolles Wort, das von Donna Haraway irgendwie neu verhandelt wird) miteinander verknüpft. Und das hat noch lange kein Ende.

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