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Die Vielfalt des Mütterlichen

Von Antje Schrupp

Mutterschaft als Gemeinschaftswerk: Von der Bedeutung sozialer Beziehungen für die einzelnen Mütter und ihre Möglichkeiten handelt der Film „Maternal“ der italienischen Regisseurin Maura Delpero.

Die junge Mutter Fatima und die Nonne Paola entwickeln ein Vertrauensverhältnis. Foto: Missingfilms.de

Schauplatz der Handlung ist Buenos Aires. In einem schon etwas in die Jahre gekommenen, von älteren katholischen Nonnen geführten Heim finden junge Mütter in sozialen Schwierigkeiten eine Bleibe. Sie können hier während der Schwangerschaft oder mit ihren kleinen Kindern wohnen, werden dafür aber auch dem teilweise etwas altmodischen Regime der Nonnen unterworfen.

Zwei der jungen Frauen sind die rebellische Lu (Agustina Malale), die die Nase voll hat von allem und von ihrer vierjährigen Tochter Nina oft genervt ist, und die hochschwangere Fati (Denise Carrizo), die fest entschlossen ist, aus der Misere rauszukommen und für sich und ihre Kinder ein besseres Leben zu schaffen.

Der Film beginnt mit der Ankunft einer neuen Nonne aus Italien, Paola (Lidiya Liberman), die sehr viel jünger ist als die anderen Schwestern. Sie wird vor allem für Fati zum Vorbild und zur Vertrauten, während Lu mit ihr heftige Kämpfe austrägt. Als Lu eines Tages nicht mehr zurückkommt, sucht deren Tochter die Nähe von Paola und wandert nachts immer öfter zu ihr ins Zimmer. Die entwickelt in der Tat bald mütterliche Gefühle gegenüber dem Kind.

Der Film ist deshalb so stark, weil es der Regisseurin gelingt, die Konflikte hinter diesem Beziehungsnetz klar und ungeschminkt zu erzählen, ohne jemals in eine Klischeefalle zu tappen. Die Regisseurin denunziert niemanden, selbst die älteren Nonnen, obwohl sie im Gegenüber zu den drei jungen Frauen wie aus der Zeit gefallen wirken, werden mit Sympathie gezeichnet. Als Zuschauerin kann man sich in alle Beteiligten hineinfühlen, alle handeln nachvollziehbar, ihren eigenen Möglichkeiten und Wünschen entsprechend. Ein klassisches Drama eben. Am Ende wird deutlich, dass Mutterschaft nur gelingen kann, wenn sie nicht als Konkurrenz unter Frauen verstanden wird, sondern als Beziehungsnetz, das den Müttern Halt und Unterstützung bietet.

Dabei hat der Film teilweise dokumentarische Anteile, was auch daran liegt, dass außer Lidiya Liberman, die Paola spielt, alles Laienschauspielerinnen sind und entsprechend authentisch rüberkommen. Ein sehr sehenswertes Stück Kino. Der Film läuft seit 11. November in Deutschland im Kino.

Infos und Trailer

Autorin: Antje Schrupp
Eingestellt am: 13.11.2021
Tags:

Weiterdenken