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Neueste Kommentare

  • Anne Newball Duke sagt:

    Liebe Anke, vielen Dank, dass ich teilhaben darf an deinen Gedankenprozessen der letzten Jahre und besonders der letzten Wochen. Ich möchte kurz von meiner Erfahrung erzählen: zunächst einmal mochte ich den Spruch auf den Demos auch nicht. Ich habe ihn erst mitskandiert, dann immer leiser, dann genuschelt, und dann habe ich gemerkt, dass der für mich nicht funktioniert; genau aus den Gründen, die du anführst. Für mich war aber das Gefühl nicht so neu, denn auch auf den Klimademos, die ich seit Jahren mitorganisiere, sind immer Sprüche dabei, die ich als ausschließend und nicht mitskandierwürdig empfinde. Ich lasse sie über mich ergehen, und versuche bei jeder Demo, neue Sprüche einzuspeisen, um die anderen ein bisschen rauszudrängen. (Und finde, dass es sich die Leute zu einfach machen, wenn sie sagen, wegen dem Spruch gehen sie nicht auf die Demos. "Dann überleg dir neue", sag ich dann oft, weil mich das schon auch etwas ärgert. á la: "die machen das nicht gut/auch falsch, dann bin ich raus", statt zu überlegen, "wie geht es für mich, und was kann ich beitragen, damit es anders wird.") Aber ja, manche Sprüche sitzen einfach tief ;) Schon komisch, dass gerade jene, mit denen man klarmacht "du bist gerade nicht ich und machst dies und das genau jetzt gerade falsch" so viel mehr Power und Beständigkeit haben. Vielleicht ist es so eine Nebenwirkung... oder nein, nicht Nebenwirkung, sondern sogar ein wesentlicher Charakter von Aktivismus: dass man sich doch irgendwie im Recht fühlt, weil sonst wäre man ja gerade nicht hier auf der Straße und müsste FÜR der GEGEN etwas einstehen. Dadurch, dass du so ausführlich beschreibst, was das "gegen" in dir auslöst, verstehe ich, was du damit meinst, und bin komplett bei dir. Deswegen ist das, was ich jetzt schreibe, nur ein paar Gedanken zu dem, was ich in den letzten Wochen so erlebt habe. Und ich habe da bemerkt, dass es eine "gefährliche Nachbarschaft" bei er ganzen Dikussion um "für" und "gegen" gibt (Antje hat den Begriff der "gefährlichen Nachbarschaft" hier so treffend mit Inhalten gefüllt: https://www.bzw-weiterdenken.de/2018/07/gefaehrliche-naehe/ Gerade in meinem Umkreis, wenn beim "Bündnis FÜR Demokratie und Menschenrechte" in Esslingen die Diskussion um das "gegen" aufkommt. Viele wollen "GEGEN Rechtsextremismus" aus dem Text gestrichen haben (Begründung: so negativ! So bekommen wir nicht alle!) und für ein "FÜR" ersetzt haben: also statt "Bündnis gegen rechts" eben "Bündnis für Demokratie..." usw. Ich finde es als Titel und Namen für das Bündnis total richtig so, aber ich finde es nicht ok, wenn das "gegen" auch aus dem Text gestrichen werden soll, oder - genauso ..."schwierig" für mich - aufgelöst werden soll á la: "wenn wir gegen Rechtsextremismus sind, dann müssen wir auch gegen Linksextremismus sein"; auch das war Teil einer langen Debatte. Antje hat über den nur vermeintlich langen Weg zwischen links und rechts gesprochen, und die Idee findet sich ja auch irgendwie in Natascha Strobls Auseinandernahme der Hufeisentheorie an. Hier z.B. nachzulesen: https://rechteweltbilder.de/2020/12/15/hufeisentheorie/, aber sie hält eben auch die Unterschiede von links und rechts hoch. Ich hatte letzte Woche sogar die Diskussion, dass rechts ja auch nicht immer rechts sei. Wie bitte?? Und habe mich eben beruhigt, als ich Antjes Artikel nochmal gelesen habe... ok... vielleicht meinte die Person das so: es gibt die nationalistisch-rassistischen „Lokalisten“ à la AfD, Kurz, Putin, Erdogan, Trump, und auf der anderen die neoliberal-kapitalistischen „Globalisten“. Ok. Aber bringt das was, das zu diskutieren? ja, vielleicht ist es für das "Andocken" an den Standpunkt der anderen Person ganz gut, aber... ja. Das Produkt ist dann halt doch das gleiche. Ich verstehe den Sinn dieser Art von Argumentation null und tatsächlich bringt sie mich in Rage. Wohin soll diese Diskussion denn führen? Das hat jetzt wenig mit deinem Text zu tun, liebe Anke, aber das waren einfach Gedanken, die mir dazu gekommen sind, weil ich glaube, diese Art der Gespräche haben viele von uns gerade im Umfeld... und ich finde, es kommt hier auf Nuancen an. Wenn ich Relativierung heraushöre, dann werde ich einfach weiterhin fuchsig. Es ist so wichtig, auch klar zu haben, GEGEN was man ist und was eben der Ausgangspunkt auch all der Debatten und Demos und Bündnisse gerade war und ist: es hat sich Bewegung formiert GEGEN das, was in der Correctiv-Recherche herausgekommen ist. Dieser Grund für das In-Bewegung-Kommen ist erstmal doch nicht von der Hand zu weisen. Das "Für" muss jetzt wieder aufgebaut werden, ist für mich aber gerade nicht so sichtbar wie das "gegen". Ich finde Gegenwind für diese Art der Menschenfeindlichkeit auch nur so dastehend - ohne gleich ein "Für" auf den Lippen zu haben - legitim und wichtig.

    Artikel: Gegen den Hass

  • Anne Newball Duke sagt:

    Liebe Kathleen, danke für dein wunderschönes Blitzlicht. Bei dem Thema gehe ich natürlich auf wie ein Hefekloß, es bewegt mich weiterhin sehr. Ich stelle fest, dass ich insgesamt milder geworden bin; mit mir selbst und meinen Mitmenschen. (Nicht in jeder Situation und bei jedem Gespräch! Aber tendenziell.) Es ist so wichtig zu verstehen, warum Menschen nicht aktiv sein können, in welche anderen energieraubenden Kämpfe und Prozesse sie eingebunden sind. Mittlerweile ist es so, dass ich weiß, dass die eigene Kraft gerade für viele andere reicht/reichen muss. (Für die also, die gerade andere Kämpfe haben, für die ich mir keine Energie und Zeit nehme/nehmen kann.) Also... wenn ich zum Beispiel gerade eine Aktion mache, habe ich mittlerweile das Gefühl, ich mache die Aktion mit und für viele andere. Das Gefühl wurde mir in den letzten Jahren von vielen Seiten vermittelt; vielleicht habe ich es auch eingefordert, ich weiß es nicht. Das stärkt jedenfalls sehr das eigene Sein auf der Straße; es gibt Kraft. Vielleicht ist es deswegen so wichtig, die jeweiligen Kämpfe der anderen anzuerkennen. Anerkennung ist sehr nahrhaft, finde ich. Ich gebe anderen Nahrung in Form von Anerkennung (immer noch zu wenig, aber tendenziell! ;), und ich nehme sie auf. Momentan fühle ich kaum "Energieraub". Ich erschöpfe mich nicht mehr so sehr. Vielleicht, weil ich weniger mache und eben auch milder und gnädiger mit mir selbst geworden bin. Auch so ein einsickerndes Verstehen von... meine Erschöpfung und meine (unproduktive) Wut (gegen andere) ist eigentlich keine Energie, die die Welt braucht. Aktivismus muss auch breiter verstanden werden: was ist das Ziel von Aktivismus? Menschen aufrütteln! Menschen informieren! Menschen für meine Sache gewinnen! Oder? Deswegen denke ich, wäre es doch schön, aktivistisch sein mehr zu verstehen als "aktiv sein", "lebendig sein" und Lebendigkeit bei und gemeinsam mit anderen zu suchen. Vielleicht gewinne ich so mehr. Weniger schreien, weniger recht haben, mehr zuhören, lauschen, nachfragen, tasten, entlasten. Vielleicht halten sich viele auch von Aktivismus fern, weil es doch immer irgendwie "blamt", also anklagt. Und man will weder Ankläger noch Angeklagter sein. Vielleicht ist das eine gesunde Abwehr. Vielleicht ist das nicht gut am Aktivismus. Vielleicht schenkt er zu wenig Freude. Dabei sollte er doch mehr Freude schenken, wenn man sie eh grad mit sich rumträgt. Und vielleicht trägt der Aktivismus von sich aus zu wenig Tiefe in sich. Er muss proklamieren, raushauen, pointieren. Wir Aktivist*innen sind immer so voll, alles will raus usw. Aber Völle ist nicht gleich Tiefe. Völle platzt raus irgendwann, und die Tiefe kann dann nur über Umwege wieder erreicht werden (nach dem Wiederberuhigen, Entschuldigen usw.). Ich glaube, Lebendigkeit ist weniger erschöpfend, freudvoller (auch wenn viele Tränen fließen) und energieschenkender. So verstanden verschwindet das wirklich nicht so tolle Gefühl des schlechten Gewissens, dass immer nagt und bohrt: ich habs doch verstanden und mach trotzdem nicht genug, ich bin nicht genug. Leute, die so in den Aktivismus "eintreten", sind meist recht schnell mit dem Aktivismus unzufrieden. Der macht ja gar nicht dies und der macht ja gar nicht das, und alles viel zu wenig, ich will wirksamer sein, wenn ich meine Zeit schon herschenke! Das sind jetzt alles nur gerade ausformulierte Gedanken, aber... Aktivismus in einer politischen Institution oder Gruppe zu suchen... ich empfinde das mittlerweile als aufgestülpt, weil ich mich dann so hineinverbiegen muss dahin, wo die anderen so sind. Das ist natürlich ein Lernprozess; auch so bekomme ich irgendwann raus, wo und wie ich gern wirken möchte. Aber es ist auch frustrierend. Dorothee hat letztens so eindrücklich über solche Erfahrungen geschrieben, du hast den Text oben schon verlinkt. "Eintreten" verstanden als "mich auf die Suche begeben" ist vielleicht richtiger. Auf die Suche begeben nach... es ist doch so: Erst einmal muss ich mich lebendig und verbunden fühlen. Und wenn daraus dann etwas erwächst, dann sind das immer schöne Pflanzen. Wenn ich merke... beispielsweise... wenn ich beim Töpfern ganz bei mir bin und mich verbunden fühle mit Material und Umgebung und den Leuten um mich rum... also jetzt komme ich alleine gedanklich gerade nicht weiter, weil Töpfern ist natürlich nicht aktivistisch... also so, wie wir Aktivismus momentan verstehen. Aber es führt zum Lebendigsein. Und aus diesem Lebendigsein heraus erwächst dann vielleicht eine Idee für ein aktivistisches Pflänzlein? Lebendigsein bedeutet für mich, offen zu sein. Ich denke momentan viel am Offen- und Geschlossensein nach. Nur wenn ich offen bin, kann ich Menschen und Welt wahrnehmen. Aber Gesellschaft verlangt immer ein Geschlossensein, eine Stärke, ein "geschlossenes Ego" , abgeschlossene, fertige Gedanken, Absicherung durch Forschung usw. (weil du sonst auseinandergenommen werden kannst). (Da sind wir by the way wieder beim Denkumenta-Thema "Unklarheit"...) Offenheit bedeutet, verletzlich zu sein, verwundbar. Das passt einfach hinten und vorne nicht zusammen. Denn Aktivismus ist ja vom Wesen her nach außen gerichtet. Sich hier zu öffnen, ist ein zu großes Risiko. Wie ist das dann? Kann ich offen mit all meiner Lebendigkeit sein und geschlossen gleichzeitig (um mich vor Verwundungen zu schützen)? Vielleicht... um an Gedanken weiter oben anzuknüpfen, denke ich deswegen, dass Aktivismus auch Vier-Augen-Gespräche (beim Töpfern ;) sein können... oder nicht nur Sprache und Worte (warum immer Gespräche!), sondern einfach gemeinsam in derselben Welt gerade SEIN. Wo eine Öffnung von beiden Seiten möglich ist (auch wenn man nicht einer Meinung ist) und man sich dadurch gemeinsam weiterhangelt im gegenseitigen Ergründen. Letztens habe ich in einem Podcast gehört... die meisten Menschen haben gute Absichten. Gute Absichten und deren Umsetzung aber ziehen oft ein Knäuel an (auch negativen) Konsequenzen (für andere, für einen selbst, für was auch immer) nach sich, die mit dieser "guten Absicht" nicht beabsichtigt waren. Aber nun ist es in Gang. Wut erscheint auf der Bildfläche, Nichtgesehenwerden kommt hervor, Enttäuschung usw. Was nun? Ich hatte doch nur die besten Absichten! Versteht das doch! Und nun, sagt doch, wie weiter? Verschließe ich mich jetzt oder werfe ich mich "zum Fraß" vor, also auch im Sinne von Öffnen und Durchlässigmachen für Kritik und Veränderung der "guten Absicht"? Und geht das nicht dann einfach immer so weiter? ;) Jetzt habe ich so schlecht über Aktivismus gesprochen. Oder? Wir brauchen doch Aktivismus! Oder? Es bringt doch auch etwas! Menschen sind dankbar, wenn andere aktivistisch sind! Ist Aktivismus per sé negativ für die Körper*in? Und wenn er von einer Körper*in als positiv wahrgenommen wird (Adrenalin, Aufmerksamkeit, Gehörtwerden!), ist er dann nicht nur ein Egopusher? Es gibt so wenige, die die Balance halten können zwischen Offen- und Geschlossensein. (Ich zum Beispiel habe nach Aktionen immer das Gefühl, entweder zuviel oder zu wenig gegeben zu haben.) Das sind dann meistens schon gleich so Persönlichkeiten wie Martin Luther King Jr., die diesen Drahtseilakt hinbekommen. Für mich - nochmal ans Denkumenta-Thema anknüpfend - hat dieses Balancehalten zwischen Offen- und Geschlossensein etwas mit Verweilenkönnen in Unklarheit zu tun. Wie genau, müsste ich jetzt noch ergründen. Ich würde hier gern weiterdenken. Vielleicht hat irgendeine* Lust.

    Artikel: Engagiert Euch, wenn Ihr könnt

  • Fidi Bogdahn sagt:

    Für mich ein wunderbar klarer Text, erfüllt mit persönlichen Gedanken. Das so zu lesen erfreut mich sehr; mehr noch: es tut mir wohl. Und dann, nach mehrmaligem lesen dieses Textes, bemerke ich, wie ich mich zunehmend zurück lehne in mein wohlig sein… Holla, sag ich mir noch rechtzeitig, da stimmt was nicht! Und ich beginnnnne den Text in mir mit meinem Empfinden neu zu lesen. Da habe ich jetzt zu tun, und ich sage zuvor: danke, Anke!

    Artikel: Gegen den Hass

  • Gudrun Nositschka sagt:

    Sich gemeinsam für unsere Demokratie und gegen faschistische Tendenzen einzusetzen geht auch ganz "ohne Hass". Das durfte ich am Sonntag, den 14. April auf dem Markt/Brinnenpaltz in Mechernich öffentlich unter dem Motto: Wehret den Anfängen! "Nie wieder" ist jetzt! erleben. Dazu habe ich gerne mein Gesicht gezeigt.

    Artikel: Gegen den Hass

  • Gerhard sagt:

    Die Auffassung der Aymara gemahnt daran, daß wir alle die Welt anders sehen, daß wir alle sehr verschieden sind. Unabhängig von der Sozialisation.

    Artikel: Im Jetzt geschieht das Altern.

  • Marani sagt:

    Danke, dass du das aufgreifst Anke. Mir ging es genauso mit genau diesem Satz. Er hat mich enorm gestört und auch dazu geführt, dass ich mich an den Demonstrationen nicht beteiligen mochte. Es macht mir Angst, was sich da zusammenbraut an Wut und an Ressentiment. Auf beiden Seiten. Doch ich will es nicht hassen. Suche Verständigung über alle Gräben hinweg.

    Artikel: Gegen den Hass

  • Jochen sagt:

    Liebe Dorothee, anlässlich unseres kleinen Lu-Treffs am vorletzten Wochenende kamst Du mit Cousine Dorothee zur Sprache, für mich Anlass über meine Geschichte mir dir nachzudenken und dir jetzt zu Deinen Gedanken hier ein Buch zu nennen, das ich mit einiger Mühe, immer wieder Einschlafen und aber auch Fasziniertsein über diese Frau und ihre Geschichte zwischen Anpassung und persönlicher Freiheit, die sie radikal vertritt, in vielen kleinen Etappen gelesen habe: Goliarda Sapienzia, "Die Kunst der Freude". Auch spannend, der historische Hintergrund Italiens. Ich vermute natürlich, dass Du es schon lange kennst, ich bin über ein Kalenderblatt (Aufbau Vlg.) darauf aufmerksam geworden. Herzliche Güße Jochen

    Artikel: Präsenz und Freiheit

  • Jutta Nolte sagt:

    Liebe Silke, auch ich habe wegen eines Umzugs meine Bücher und anderes aussortiert. Auch ich kann mich von etlichen Romanen nicht trennen, aber auch von Sachbüchern. Zu jedem einzelnen Buch weiß ich, wann und aus welchem Grund ich es las. Sätze aus einzelnen Büchern, die mir bedeutsam waren und sind, haben mich in Richtungen meines Lebens geführt und ich weiß sie heute noch. Diese Bücher sind Stationen meiner Biografie. Die Geschichten beinhalten auch einen Teil meines Lebens, den ich nicht gelebt habe, weil wir in unserem übersichtlichen Leben nicht alles leben und ausleben können. Sie sind Inspiration, nicht gelebte Träume und Erfahrungen. Diese Geschichten sind aber auch Ergänzungen zu meinen Erfahrungen, sind Bestätigungen meiner Wahrnehmung, drücken aus, was mir nicht gelungen ist, auszudrücken und zu sagen. Diese meine Bücher machen mich aus. Ich habe mich immer gefragt, was aus ihnen wird, wenn ich sterbe. Nun weiß ich: Ich nehme sie mit, weil sie ein Teil von mir sind! Jutta Nolte

    Artikel: Begegnungen

  • Gabriele Schärer sagt:

    Liebe Kathleen Du schreibst: «In Zeiten von Selbstoptimierung und gefühlt immer mehr Baustellen auf der Welt, fand ich es wohltuend, sozusagen indirekt aufgefordert zu werden, die persönlichen Grenzen anzuerkennen.» Die persönlichen Grenzen zu kennen und anzuerkennen ist, aus meiner Sicht, Selbstoptimierung. Eine wichtige Sache. Überfordert und im Stress zu sein, gehört aber auch zum guten Ton und ist ein Ausrufezeichen für die eigene Wichtigkeit. Aber ich persönlich nehme eine gelähmte Gesellschaft. Und es freut mich sehr, dass du das anders erlebst. „Engagiert Euch, wenn Ihr könnt!“ Verstehe ich lieber als Hinweis, dass es grade sehr wenig gibt, wo ich mich engagieren kann. Ausser dem guten alten Ostermarsch finde ich z.B. keine Aktionen gegen die Militarisierung unserer Gesellschaften und dem damit einhergehenden Sparübungen in den Bereichen Bildung bis Kultur. Wenn es um Grenzen geht, dieser neuen Politik würde ich sehr gerne Grenzen setzen: «Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP)hatte die Schulen in der Verantwortung gesehen, junge Menschen angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auch auf den Kriegsfall vorzubereiten - etwa in Form von Zivilschutzübungen. Zudem rief sie die Schulen auf, ein «unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr» zu entwickeln.» Quelle: dpa Sachsen Gabriele Schärer

    Artikel: Engagiert Euch, wenn Ihr könnt

  • Monika sagt:

    liebe Silke, meine minimalisierung begann – auch notgedrungen vor zehn jahren als ich von einer 110 m2-altbauwohnung in wien in mein kleines 50 m2-ausgedingehäuschen übersiedelte – alles war zu groß und zu viel – möbel / bilder / bücherregale mit ca. 2.000 bücher …. vor ca. fünf jahren folgte ein aussortieren meiner stöße von tagebüchern die ich über die letzten zehn übersiedlungen – und die natürlich immer mehr wurden – mitgeschleppt hatte … meine mutter starb / meine beste freundin in einer übervollen wohnung starb / ich habe seit vier jahren LongCovid und begann vor einem halben jahr nochmals mit aussortieren – unterlagen der praxis / geschirr / schuhe und kleidung – und nochmals ein aussortieren meiner doch schon reduzierten bücher - vor drei monaten du schreibst: „als ich nach der letzten, diesmal radikalen Umstrukturierung mein minimalistisches Bücherregal begutachtete, erfreuten mich nur die Romane. Romane, die ich vor zehn, zwanzig, dreißig Jahren gelesen hatte. Die Sachbücher, die ich mit so viel Begeisterung und Wissensdurst verschlungen habe, die mich zum Nachdenken und Mitdenken angeregt und mein Handeln beeinflusst haben, waren mir so gut wie schnuppe.“ - und ich musste lächeln denn genau so ging es mir auch – die vielen sachbücher die mir so wichtig waren „die mich zum nachdenken und mitdenken angeregt und mein handeln beeinflusst haben“ interessieren mich nicht mehr – ich konnte sie an eine liebe freundin für ihr antiquariat verkaufen – das erleichterte es sehr ... eines tages – sei er fern oder nahe – gehe ich so wie ich kam – mit nichts außer meinem gelebten leben – und möchte nur kleines gepäck hinterlassen …. Monika Krampl, geb. 1950 Psychotherapeutin, Autorin, Essays, Erzählungen und Lyrik 2018 Buch „LebensZeichen. Erzählungen übers Älterwerden und mehr“, 2018 Veröffentlichungen in: Anthologie „AUFbrüche, Feministische Porträts und Lebensbilder“ , 2023 Die Brache – Hefte für Poesie 5/ 6; Anthologie „Ungebunden“; Auden for Locals – W.H.Auden und seine Jahre in Kirchstetten

    Artikel: Begegnungen

  • Verena sagt:

    Pucki heißt Hedi, nicht Heidi. Und ihr Mann Claus tut alles, um die Protagonistin nicht erwachsen werden zu lassen. Ihren Wunsch, malen zu dürfen, erklärt er damit, dass "Hedi im Moment krank sei". Ich konnte dieses Buch kaum zuende lesen, und habe die noch folgenden Bände gar nicht erst gekauft.

    Artikel: Pucki, Allerleirauh und Winnetou. Als Leserin die Ambivalenz von Texten genießen

  • Adelheid Ohlig sagt:

    Wahr und wichtig! Merci und herzliche Grüsse Adelheid hab es zahlreich weitergeleitet

    Artikel: Es ist an der Zeit: Wir brauchen einen Nobelpreis für Care-zentrierte Ökonomie

  • Uta Meier-Gräwe sagt:

    Danke für den wirklich inspirierenden Beitrag!

    Artikel: Es ist an der Zeit: Wir brauchen einen Nobelpreis für Care-zentrierte Ökonomie

  • Jutta Pivecka sagt:

    Noa Argami Karina Ariev Agam Berger Shiri Bibas Amit Buskila Emily Damari Liri Elbag Carmel Gat Daniela Gilboa Romi Gonen Naama Levy Doron Steinbrecher Arbel Yehud Eden Yerushalmi Diese Frauen sind noch immer in den Händen der Hamas #BringThemHome #InternationalWomensDay2024

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Starosczyk sagt:

    “Die Kinder, vor allem die Söhne, werden so in dem Glauben gehalten, sie könnten in einer gelingenden Beziehung leben, ohne selbst etwas dazu beizutragen.” ..Nur, wenn die erwachsenen Bezugs-Personen es ihnen glauben machen: meine ich. Ich erlebte als Kind – und dafür bin ich immer noch meinen Eltern dankbar: „Du musst..“

    Artikel: Kapitel 4: Mütter und Kinder: mütterliche Autorität stärken

  • Lydia sagt:

    Liebe Antje, Was tun? Die strukturelle Logik des sog. freien Westens produziert solche Narrative, eine Politik von „Dogwhistle“, „Plausible deniability“ etc. Welche „Narrative“ können wir Feministinnen dem Medien-Mainstream, den Abfolgen von Krisen und einhergehenden Verwirrung und Ohnmachten angesichts von (Be)drohungen, der Militarisierung, der Mentalität von Sieg , Niederlage, Auslöschung, Vereinfachungen von „gut und böse“ und was es sonst noch gibt an Schrecknissen entgegensetzen? Da würde ich gerne weiterdenken.

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Jutta sagt:

    vor allem zum Schluss eine super Zusammenfassung/Schlussfolgerung/Antwort auf/zu der Frage, wie feministisch der Film ist oder ob überhaupt. Klar formuliert, hat mir Lust gemacht, ihn doch anzugucken

    Artikel: „Poor Things“ und der Feminismus

  • Antje Schrupp sagt:

    PS: Ein besonders eklatanter Fall von "Dogwhistle" war zum Beispiel eine Aktion in Berlin, bei der aus Protest gegen die Angriffe auf Gaza sich alle rote Hände malten, vermutlich in dem Glauben (und so wurde es dann auch kommuniziert), sie wollten damit sagen, dass wir alle Blut an den Händen haben, wenn wir Israel nicht von diesen Angriffen abhalten. In Wirklichkeit reinszenierten sie aber einen Lynchmord an zwei gefangenen israelischen Soldaten im Jahr 2000, bei dem sich der Mörder stolz mit ihrem Blut an den Händen am Fenster zeigte. Wer diese Geschichte, die als Triumph über die zionistischen Juden gefeiert wird kannte, hat die Bilder aus Berlin entsprechend gelesen, wer nicht, nicht. Und auf einer kleineren Ebene funktioniert die Debatte halt sehr häufig so. Die Student:innen, die dort protestierten, haben es "gut gemeint", in Wirklichkeit, also unabhängig von ihrer Intention, haben sie gefordert, Israelis zu lynchen.

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Antje Schrupp sagt:

    @Lydia - Es sind zwei Punkte, die ich wichtig finde. Bei vielen Bemühungen um Frieden, auch den von dir verlinkten, wird einseitig Israel bzw. seine Verbündeten aufgefordert, sich für Frieden einzusetzen. Es wird nicht gefordert, dass sich die UN einer Selbstkritik unterziehen (warum hat sie in ihrer Resolution die Hamas nicht erwähnen wollen, warum hat sie zugelassen, dass sich die Hamas in ihrem Flüchtlingshilfswerk ausbreitet). Warum gibt es keine Aufforderung an Katar, die Hamasführer auszuliefern? Es wird so getan, als sei in diesem Konflikt Israel der alleinige Aggressor, und das ist eben schlicht falsch. Der israelischen Besatzung ging ein Krieg gegen Israel voraus. Das führt mich zum zweiten Punkt, der "Israel-Kritik". Das Problem an diesem Begriff ist, dass er doppeldeutig ist. Er kann Kritik an einer bestimmten Politik/Regierung Israels bedeuten, was natürlich vollkommen legitim ist. Es kann aber auch Kritik an der schieren Existenz Israels bedeuten, und das ist leider die Bedeutung, die dieser Begriff in großen Teilen der arabischen Welt hat und leider auch in einer "antizionistischen" Linken. Und diese Doppeldeutigkeit spielt eben eine wesentliche Rolle in der Debatte. Denn sie erlaubt, dass vehement die Abschaffung Israels als jüdischer Staat gefordert werden kann, aber jede Kritik darauf empört zurückgewiesen wird, weil man sich ja angeblich nur gegen die israelische Regierung geäußert hat. Diese rhetorische Figur gibt es nicht nur bei diesem Thema, sondern bei Rechtsextremen insgesamt, bei Verschwörungserzählungen usw. Sie heißen "Dogwhistle" (also der Bezug auf Töne, die nur manche hören, während andere sie nicht verstehen, so wie eben das Stichwürt "Israelkritik" für die einen ein antisemitischer Aufruf ist, während andere das nicht "hören"), und "Plausible deniability", d.h. man kann sich immer darauf berufen, dass man es doch nicht so gemeint hat. Ich glaube sofort, dass weder du, noch Esther und auch viele andere Menschen, die sich "israelkritisch" äußern, keine Antisemitinnen sind und auch Israel als jüdischen Staat nicht abschaffen willen. Aber sie unterstützen und stärken mit dieser Debatte eben Leute, die das wollen. Und aus dem Antirassismus-Diskurs wissen wir doch, dass bei solchen Dingen nicht die Absicht zählt, sondern die Narrative, die man objektiv befördert. Wenn jemand eine rassistische Werbung macht, und auf Kritik antwortet "Ich bin aber kein Rassist", dann lassen wir das ja auch nicht durchgehen. Rassismus und Antisemitismus sind keine moralischen Defizite einzelner Personen, sie sind Diskursfiguren, die in unserer Kultur eingebettet sind, und die wir alle mehr oder weniger teilen, es sei denn, wir arbeiten aktiv dagegen. Insofern sind wir alle nicht davor gefeit, rassistische und antisemitische Dinge zu tun und zu sagen.

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Lydia sagt:

    Ich lese hier mit und habe mir lange überlegt etwas zu schreiben. Der letzte Beitrag von Sandra Laupper ermutigt mich dazu. Wir alle, wir Feministinnen, unsere Regierungen und Europa müssen uns für einen glaubhaften und dauerhaften Frieden für die Völker im Nahen Osten stark machen. Ich möchte hier auf die Reden der Kundgebung für einen gerechten Frieden in Israel/Palästina von Anfang Dezember 2023 in Bern hinweisen. Insbesondere auf jene von Ruth Dreifuss (unbedingt auch franz. Text lesen) und Shirine Dajani verweisen https://gsoa.ch/redebeitraege-der-kundgebung-fuer-einen-gerechten-frieden-in-israel-palaestina-vom-09-dezember-2023-in-bern/ Der Verlauf der Kommentare hier hat mich auch ziemlich aufgeschreckt. Die Diskussionskultur hat für mich allerdings etwas sehr Unerbittliches. So wurde Esther aus meiner Sicht immer wieder implizit als Verbündete des Antisemitismus bezichtigt, obwohl sie es nicht ist. (Ich kenne sie auch persönlich). Ein Quantum Vorschussvertrauen in Feministinnen, die hier diskutieren, muss schon sein, finde ich. Den Ausdruck „Israel-Kritik“ habe ich bis anhin verwendet um die jetzige israelische Regierung zu kritisieren und um mich gerade gegen Antisemitismus zu verwahren. Ich denke davon kann man bei den meisten, die den Ausdruck verwenden ausgehen. Die Begründung, weshalb der Begriff zutiefst antisemitisch sei, leuchtet mir nicht ein. Wir müssen wachsam sein, das ist klar. Die hier geäusserten Angriffe gegen feministische Bündnisse und Intersektionalismus sind sehr ernst zu nehmen und zu diskutieren. Ich werde das in meinem Umfeld tun und mich auseinandersetzen, wie es sich verhält mit einer „linken antisemitischen Tradition“. Was ein feministisches Friedensengagement wäre, scheint mir ein wichtiger Ansatz.

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Sandra Divina Laupper sagt:

    Zur Vervollständigung des vorangehenden Beitrages möchte ich ergänzen, dass es meiner Meinung wichtig ist, uns ganz bewusst vor Augen zu halten, dass es die Frauen und die Kinder auf beiden Seiten sind, die für diesen Konflikt, der alles andere als auf konstruktive Weise geführt wird, einen viel zu hohen Preis zu zahlen haben. Und dass es leider die Männer sind, die in diesem Konflikt das Sagen haben.

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Sandra Divina Laupper sagt:

    Jetzt habe ich mir alles noch einmal genauer durchgelesen. Leider kommt mir vor, dass von allen Seiten (außer von Fidis Seite), die Argumentationen nicht immer nachvollziehbar sind, aber wichtige Punkte berühren, über die es nicht sinnvoll ist, einfach hinwegzusehen. Deshalb möchte ich an die Leserinnen von bzw. weiterdenken einige Fragen stellen: Ist es nicht klar, dass schon seit der Gründung Israels 1948 zwischen Palästinensern und Israelis ein Konflikt besteht, der von beiden Seiten nicht immer auf lautere Weise geführt wird? Ist es nicht klar, dass es auf beiden Seiten aber auch Menschen gibt, die sich auf glaubhafte und mutige Weise für einen Frieden einsetzen? Und vor allem: Ist es nicht klar, dass es auf beiden Seiten v.a. Männer sind, die sich gewaltsamer Übergriffe, einer unverantwortlichen Kriegsführung und immer wieder auch für Terroranschläge verantwortlich machen, während es vor allem Frauen und Kinder sind, die dafür zu zahlen haben? Ich möchte auf eine Dokumentation verweisen, auf die mich eine Historikerin verwiesen hat, die sich sehr um die Aufarbeitung der Schoah in Südtirol verdient gemacht hat. https://tvthek.orf.at/profile/Weltjournal/1328/WELTjournal-Spezial-Netanjahu-die-USA-und-der-Weg-in-den-Gaza-Krieg/14212651 . Ich hoffe, dass diese Dokumentation auch für andere so hilfreich sein kann, wie sie es für mich gewesen ist. LG, Sandra

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Anne Newball Duke sagt:

    Und was den Oscar angeht, bin ich auch absolut deiner Meinung!!

    Artikel: „Poor Things“ und der Feminismus

  • Anne Newball Duke sagt:

    Huch, ich hatte vorhin gar nicht "Danke" gesagt, Antje; ich finde deine Deutung nämlich total schlüssig, und sie passt eben gut dazu, dass ich ohne tieferes Nachdenken nicht richtig wusste, was Bella eigentlich ist. Danke für diese Denkabnahme! :) Und jetzt verstehe ich auch, dass es bei mir eben so herrlich quietschte, als sie dann aussprach, sie sei irgendwie Mutter und Tochter gleichzeitig. Wie... dachte ich... und dann ist sie eigentlich aber irgendwie keine "echte Frau"? Und zum Thema Prostitution im Film, musste ich während des Schauens immer wieder an Ilan Stephanis immer noch sehr empfehlenswertes Buch "Lieb und teuer: Was ich im Puff über das Leben gelernt habe" denken. Sie kommt darin u.a. zu dem Schluss, dass diese Form des Sexes etwas mit einer macht, mit der Körperin. Dass es ein Abstumpfen gibt, das sie für sich irgendwann nicht mehr ok fand. Sie erzählt radikal von sich aus, was das Buch so lesenswert macht. Ich fand, dass Bella zu ähnlichen Schlüssen kommt wie Ilan Stephani während dieser Erfahrung. Denn letzten Endes wird sie sicher nicht mehr zurück und wieder als Prostituierte arbeiten. Und sie holt auch ihre beste Freundin raus; zumindest legt der Film diese Interpretation nahe. Als Möglichkeit des Verdienstes in einer prekären Lebenssituation im Patriarchat aber wird es im Film ohne Zweifel angesehen. Ich rechne es dem Film an, dass er hier nicht wertet und das einfach so stehen lässt. In gewisser Weise erkundet Bella ja auch die "Freiheiten", die das Patriarchat für die Frauen* so bereit hält. Und was man als weiblich gelesene Person im besten Falle ins Postpatriarchat mitnehmen kann: Erfahrung (auch darüber, was man nicht für sich auf Dauer will) und eine tiefe Freundschaft/Liebe zu einer anderen Frau*.

    Artikel: „Poor Things“ und der Feminismus

  • Anne Newball Duke sagt:

    Liebe Antje, ach, ich hatte mir auch schon überlegt, ob ich etwas zum Film schreiben soll. Ich war wieder etwas erschrocken, wie negativ die Kritiken waren, fühlte mich an "Barbie" erinnert, und hatte gerade deswegen wahrscheinlich eine unbändige Lust auf den Film. Denn momentan ist es für mich und meinen Geschmack wohl so: je schlechter die Kritiken, desto besser wird der Film sein. Und ich wurde nicht enttäuscht: Ich fand ihn einfach nur grandios. Da ich dann aber auch gar nicht viel mehr sagen konnte und wollte als "DAS ist Kino, den Film MUSS man im Kino gesehen haben", bin ich davon abgekommen, darüber schreiben zu wollen. Mich packt der Film eher von der gewaltigen Bildsprache, er rüttelt mich durch, macht so so viel Spaß. Ich habe das Gefühl, Kino wieder ganz neu zu erleben. Ich liebe Kino, und ich liebe den Film dafür, dass er die Möglichkeiten des Kinos so dermaßen schamlos auskostet. Die Geschichte finde ich einfach nur herrlich; Science Fiction, wie sie leibt und lebt (I mean... nur für Aussagen wie... "ich bin Mutter und Tochter zugleich"... hat sich schon der Besuch gelohnt.). Mein Gefühl sagt mir, der Film ist durch und durch feministisch. Emma Stone ist einfach nur... ich finde kaum Worte. Diese totale Offenheit und dieses Hingeben, ich möchte ihr die ganze Zeit danken dafür. Ich finde, allein so eine Figureninterpretation kann einen Film feministisch machen. Ich finde aber auch die Männerfiguren grandios. Mark Ruffalos Figur verkörpert ja in gewisser Hinsicht auch einen gescheiterten Ken. Ich liebe es, wie die männlichen Schauspieler diese neuen Rollenangebote mit Liebe und Leben füllen. Sie zeigen die große Lust, zumindest spielerisch schonmal das Patriarchat zu verlassen, oder zumindest das ganze Leid des Patriarchats für Männer durchzuprozessieren. Und was das Schöne für sie ist wie schon in "Barbie": den Kens werden Angebote und Wege gezeigt, wie sie in einer postpatriarchalen Gesellschaft dennoch glücklich sein und von einer freien Frau geliebt werden können. Gerade, wo es besonders jungen Männern schwerfällt, ihre Rolle zu finden in einer Welt nach "Me-Too"... hallo!! aufwachen, nicht zurückfallen in reaktionären Bullshit, schaut euch Emma Stone an, und wenn ihr nicht für Bella Feministen werden wollt, dann schaut euch Mark Ruffalo an, den Ritter von der traurigen Gestalt... das seid ihr, wenn ihr euch weiter am Patriarchat festklammern wollt, obwohl sich die Kugel unter euch schon weggedreht hat. Ich bin noch nicht darauf gekommen, dass Bella vielleicht keine Frau sein könnte, Antje; ich hatte eigentlich nur die bisher nicht bearbeiteten Fragen in mir, was sie eigentlich ist. Und ob das alles okay ist, der ganze Sex, die Prostitution usw. Und diese Fragen auszuhalten, da in der Luft, und dabei nur Vergnügen zu fühlen und zu schenken.... das schafft dieser Film für mich. Und dazu eine Bildersprache, eine Kameraführung, die einfach nur berauschend ist. Nach dem Film habe ich mich wie betrunken und glücklich gefühlt, was will ich mehr. DAS ist feministisches Kino!! Warum feministisch? Kein einziger Wink des Filmendes führt die Zuschauer*innen gedanklich zurück ins Patriarchat. Denn an der nächsten Wegecke würde nur Duncans (Mark Ruffalo) traurige Gestalt warten... wer will den schon zurück.

    Artikel: „Poor Things“ und der Feminismus

  • Sandra Divina Laupper sagt:

    Liebe Jutta, Esther, Rachel und Antje! Selten haben mich ein Text und die darauffolgenden Kommentare auf bzw. weiterdenken so berührt und aufgewühlt wie diese zum Text von Jutta "Judenhass, feministisch". Mir ist es ergangen wie Jutta, die bei der Lektüre von Esthers Kommentar vom 15. Januar weinen hat müssen: "Ja, ich habe geweint, vor Angst, vor Schmerz, vor Wut", schreibt Jutta. Allerdings haben mich nicht Esthers Aussagen zum Weinen gebracht - ich fand diese Aussagen auf den ersten Blick nur etwas wirr, empfand sie aber als authentisch, müsste sie mir genauer durchlesen, um die Kritiken von Rachel, Antje und Jutta nachvollziehen zu können. Was bei mir die Tränen in die Augen hat schießen lassen, war der letzte, lange, ausführliche Kommentar von Jutta, in dem du, Jutta, deine Emotionen und deine politische Stellungnahmen in so klare und berührende Worte gekleidet hast, dass ich das Gefühl habe: hier haben wir ein ganz neues Diskussionsniveau erreicht! Wirklich noch einmal danke, Jutta, für deinen Text, der offensichtlich bei mehr als einer Frau einen offenen Nerv getroffen hat, aber auch danke an Esther, Rachel und Antje (an dich doppeltes Danke, Antje, dass du Esthers Kommentar doch freigeschaltet hast!), und auch nochmals danke an Jutta, die du die Kommentare wiederum so ausführlich beantwortet hast. Ein bisschen muss ich Fidi Recht geben, wenn sie sagt, die Kommentare seien zu lang, denn ich werde, wenn ich die Zeit dazu finde, wahrscheinlich jetzt mehrere Tage damit verbringen, mir alles genauer durchzulesen, um vielleicht auch selber etwas zum Thema zu sagen. Aber es ist ein Thema, bei dem so viele Fäden zusammenlaufen und das uns Frauen so nahe geht, dass es in diesem Fall wahrscheinlich unvermeidlich war, so lange Kommentartexte zu schreiben. Liebe Grüße an die gesamte Redaktion von bzw. weiterdenken, Sandra

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Fidi Bogdahn sagt:

    Meine Bitte an uns bei bzw-weiterdenken : Artikel samt Kommentaren nach Möglichkeit kürzer verfassen. Ich jedenfalls tue mir dann leichter, was Kraft und Bereitschaft betrifft hier „am Mehr anderer Frauen zu wachsen (Dorothee Markert), -was ja weiterhin mein dankbares Bedürfnis ist… Wie gesagt, es ist eine Bitte - nicht mehr. Fidi Bogdahn

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Jutta Pivecka sagt:

    Liebe Frau Gisler Fischer, es fiel mir sehr schwer unmittelbar auf Ihre Kommentare zu meinem Text zu antworten, so sehr haben Sie mich verletzt, verstört und auch wütend gemacht. Mit einigem Abstand – und da ich aus Ihren wiederholten Kommentaren ableite, dass Sie doch immerhin verstehen möchten, wieso Ihre Einlassungen für mich (und vielleicht auch andere) so unerträglich erscheinen - möchte ich Ihnen nun doch antworten. Schon Ihr Kommentar unter dem Beitrag, den meine Redaktionskollegin Dorothee Markert nach dem brutalen Terrorüberfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 schrieb, ließ mich zusammenzucken. Sie schrieben von einem „Freiluftgefängnis“ und darüber, dass Sie noch nie nach Israel gereist seien und dies wohl auch nie tun werden. Zusammengezuckt bin ich vor allem wegen Ihrer Versicherung, Israel nie besuchen zu wollen. Sie boykottieren also den jüdischen Staat als touristisches Ziel. Besuchen Sie auch die USA und Großbritannien, die einen völkerrechtswidrigen Angriff auf den Irak durchgeführt haben, niemals? Oder gar Russland, das unter der Herrschaft von Präsident Putin in mehreren Kriegen ganze Städte dem Erdboden gleich gemacht hat und gezielt zivile Einrichtungen bombadierte? Wie steht es mit der Türkei als Reiseziel, die seit mehr als einem Jahrzehnt immer wieder, auch in den vergangenen Wochen, Luftangriffe auf kurdische Zivilisten durchführt? Auch China müssen Sie selbstverständlich von der Liste möglicher Reiseziele gestrichen haben, so wie die Regierung mit den Uiguren verfährt, die sie in Lagern einsperrt. Wenn Sie nur Länder besuchen, deren Regierungen sich stets an Völkerrecht und Menschenrechte halten, können Sie auch niemals in einen der arabischen Staaten reisen. Oder beschränkt sich dieser Boykott doch auf den einzigen jüdischen Staat? Es sind rhetorische Fragen, denn ich gehe davon aus, dass dem nicht so ist. Zumindest hoffe ich das sehr. Als ich dann allerdings las, was Sie so herz- und erbarmungslos unter meinem Blitzlicht schrieben,nämlich dass die sexualisierte Gewalt während der Terroranschläge vom 7. Oktober nur habe „vermutet" werden können, musste ich tatsächlich weinen. Noch im Laufe des 7. Oktobers waren auf zahllosen Kanälen die von den Terroristen selbst gemachten Aufnahmen der Vergewaltigungen zu sehen. (Ich habe leider einige dieser Original-Aufnahmen ungefiltert gesehen und sie sind seither in mein Gedächtnis gebrannt.) Selbst in den öffentlich-rechtlichen Medien, die die brutalsten Aufnahmen nicht zeigten, sah man, wie eine junge Israelin mit im Schritt blutgetränkter Jogginghose auf einen Laster gezwungen wurde. Aber Sie, wie zahllose andere, wie viele Aktivistinnen des intersektionalen Feminismus, wie „UN Women“, wie linke Gruppierungen überall auf der Welt wollten es nicht sehen. Obwohl alle diese Gruppen und sicherlich auch Sie sich ihrem Selbstbild nach doch sonst immer als solidarisch mit Opfern von Gewalt wahrnehmen. Was unterscheidet die Opfer des 7. Oktobers von all den anderen Opfern, denen geglaubt wurde, obwohl oft unmittelbar viel weniger Beweise vorlagen? So sehr ich auch nach anderen Gründen suchte, ich finde und fand nur einen: dass diese Opfer Bürgerinnen des israelischen, des jüdischen Staates sind. Ja, ich habe geweint, vor Angst, vor Schmerz, vor Wut. Es geht jetzt ein Riss durch viele Gruppierungen, die sich vielleicht vor dem 7. Oktober miteinander verbunden fühlten. Auch der Artikel von Franziska Schutzbach, auf den Sie verweisen, macht dies für mich auf zugleich beschämende und schmerzliche Weise sichtbar. Was sie vorgibt, nämlich sich der Kritik an der Reaktion des intersektionalen Feminismus auf das Massaker vom 7. Oktober zu stellen, verweigert sie geradezu. Ein Innehalten, um sich einmal klarzumachen, was für ein Abgrund sich durch diese Taten der Hamas vom 7. Oktober und die Reaktionen vieler weltweit auf diese aufgetan hat, unterbleibt. Sich von Antisemitinnen und Antisemiten radikal abzugrenzen, auch dann, wenn diese PoC sind, muslimisch oder aus dem „globalen Süden“ kommen, ist offensichtlich zu viel verlangt. Für mich dagegen ist es unausweichlich, hier eine Brandmauer hochzuziehen. Nie wieder kann und will ich solidarisch mit einem oder einer zusammenarbeiten, die oder der nach dem 7. Oktober nicht mit den ermordeten, gefolterten, entführten, mit den zu Tode verängstigten und schockierten Israelis sich solidarisiert hat, sondern Palästina-Flaggen geschwenkt oder von "Widerstand" fabuliert hat. Seit dem 7. Oktober 2023 erleben wir, dass auf den Straßen der „westlichen“ Metropolen Queer-Feministinnen demonstrieren, um die Hamas, die Schwule von Hochhäusern gestürzt hat, zu unterstützen, müssen wir wahrnehmen, dass eine unmissverständliche Distanzierung von den menschenverachtenden Terroristen von muslimischen Verbänden und Einzelpersonen nicht verlangt werden kann, werden wir Zeuginnen, wie die Bilder der Geiseln von „linken“ Antikolonialisten an europäischen und US-amerikanischen Universitäten von den Wänden gerissen und bespuckt werden, wurde gerade erst gestern eine israelische Richterin daran gehindert, auf einer Podiumsdiskussion in Berlin zu sprechen. Jüdische Mitbürgerinnen und -mitbürger werden verfolgt, verstecken ihre Identität, an allgemeinbildenden Schulen kann kein jüdischer Schüler, keine jüdische Schülerin sich offenbaren, ohne sich zu gefährden. Wahrscheinlich werden Sie sich nun missverstanden fühlen, denn ich nehme an, ich hoffe zumindest, dass Sie sich von solchen Demonstrationen fern halten, dass Sie keine Bilder der Geiseln von den Wänden gerissen haben und dass Sie kein Pali-Tuch wie Greta Thunberg um Ihren Hals tragen, um sich mit den Mördern zu solidarisieren. Und dennoch haben mich auch Ihre Kommentare verletzt und verängstigt. Denn Sie haben sie in jenem Umfeld geschrieben, das ich oben beschreibe. Sie ignorieren, was Jüdinnen und Juden derzeit in Europa erleben. Sie ignorieren die Angst und Verzweiflung der Israelinnen und Israelis nach dem 7. Oktober, auch und gerade jener, die sich zuvor für Versöhnung und Verständigung eingesetzt haben. Sie klagen Israel an, ohne auch nur in einem Nebensatz anzudeuten, wie Sie sich den Schutz des Lebens in Israel nach dem 7. Oktober vorstellen, solange die Hamas im Gaza-Streifen herrscht. Für Jüdinnen und Juden in aller Welt ist durch die Reaktionen in der westlichen Welt nach dem 7. Oktober deutlich geworden, dass sie nirgends sicher sind. Ich kann in Ihren Einlassungen nicht einmal den Hauch eines Mitgefühls für die existentielle Bedrohungslage dieser Menschen erkennen. Es ist schrecklich, dass die Hamas Israel in einen Krieg zwingt, der so viele zivile Opfer fordert. Jedes Opfer ist eines zuviel. Die Strategie der Hamas, Zivilisten als Schutzschilde in diesem asymmetrischen Krieg zu nutzen, geht nur zu oft auf. Die Hamas hat ihre Ziele klar formuliert: Sie will den jüdischen Staat vernichten. Solange die Hamas bewaffnet ist, kann es niemals Frieden geben. Wem also das Schicksal der Zivilistinnen und Zivilisten im Gaza-Streifen am Herzen liegt, die muss doch hoffen: „Free Gaza from Hamas“. *** Es gibt keine Antisemiten mehr in Europa, obwohl der Antisemitismus zum jahrhundertelang gepflegten christlichen und kulturellen europäischen Erbe gehört. Wie von Zauberhand ist er vollständig verschwunden. Es gibt heutzutage nur noch „Israel-Kritiker und -Kritikerinnen“. Israel ist „der Jude“ unter den Staaten geworden. *** Ganz zum Schluss: Ich verachte und verurteile daher die sogenannte „Israel-Kritik“. Die rechtsextreme Regierung Benjamin Netanjahus allerdings verachte ich genauso sehr, denn sie agiert rassistisch und menschenverachtend. Netanjahu gehört vor ein Gericht und einige seiner kriminellen Minister in den Knast. Ich grüße Sie und möchte mit dieser Antwort die Auseinandersetzung beenden, die mich psychisch sehr belastet, da mir das bei Ihnen und vielen anderen zutage getretene mangelnde Mitgefühl mit Jüdinnen und Juden große Angst macht. Wir können unmöglich zu einem Konsens gelangen; ich hoffe Sie verstehen das nun. Jutta Pivecka

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Esther Gisler Fischer sagt:

    Liebe Antje "dein erneuter Kommentar bestätigt nur meine Einschätzung. Eigentlich diskutieren wir in diesem Forum nicht in solchem Ton." Was ist denn falsch an meinem Ton? Ich habe mich nur gg. Unterstellungen deinerseits gewehrt. Wahrscheinlich ist es einfach der Inhalt, der dir missfällt. Und was bestätigt denn deine Einschätzung? Und worin besteht diese? Ich betone nochmals, dass ich nie und nimmer das Existenzrehcht Israels bestritten habe. Tatsache ist jedoch auch, dass Israel, bzw. dessen Regierung durch deren völkerrechtswidrige Politik der Siedlungen die Option einer Zweistaatenlösung während Jahren torpediert hat. Und die Hamas haben sie auch aufgerüstet, um einen Vorwand zu haben, eine solche zu verhindern. Ich verwahre mich auch gegen deiner Unterstellung, ich verharmlose Vergewaltigungen von Frauen in kriegerischen Kontexten. Das tue ich bei der Göttin nicht und sie sind verwerflich und auf Schärfste zu ahnden! SIen sind jeoch leider ein triste Realität. Macht es das Ganze besser, wenn es Soldatinnen unter den Kombattant:innen gibt? Ich bezweilfe es! Nach wie vor werden in Gaza Zivilist:innen erschossen, welche sich eine weisse Flagge zeigend auf der Suche nach Wasser und Nahrung auf die Strasse begeben. Ob da ein Mann oder ein Frau das Gewehr bediente ist einerlei. Es grüsst dich freundlch Esther.

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Esther Gisler Fischer sagt:

    @Antje: Deine Kommentare sollen 'sachlich' sein? Sorry! Und du meinst, mich zu kennen? Und was ist an meinem Ton denn nun falsch? Ich habe nur auf diene Unerstellungen reagiert und dein ^mir die Worte im Munde rumdehen'! Apropos sexualisierter Gewalt in Kriegen: Diese ist militärishcen Auseinandersetzungen inhäent; weshalb dies also abstreiten?

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Cornelia Roth sagt:

    Für mich war Helma Mirus eine wichtige Mentorin. Wie Dorothee Markert schreibt, war es ihre freundliche und zugleich souveräne Art, die mir auch half, bei Frauenstudien München einzusteigen - bis ich eines Tages selbst im Vorstand von Frauenstudien landete. Sie ging auf andere ein, blieb aber klar und durchaus radikal. Ihre Frische und ihr Schwung zogen mit! Und sie hatte es gar nicht damit, sich zur charismatischen Frontfrau zu stilisieren - ich kannte sie eigentlich immer im Gespräch mit Mitstreiterinnen. Ich hab mich gefreut, daß ich in den alten Unterlagen von Frauenstudien München ihren obigen Vortrag zum 20. Geburtstag gefunden habe und zur Verfügung stellen konnte - er ist so persönlich und zugleich so klipp und klar!

    Artikel: Zum Tod der Frauenstudien-Gründerin Helma Mirus

  • Christel Göttert sagt:

    In unsere Trauer über den Tod von Helma Mirus fließt zugleich die Dankbarkeit für ihre großartige Person und ihr reiches Wirken für eine Gesellschaft mit feministischem Bewusstsein. Im Jahr 2009 durfte ich Helma Mirus persönlich kennenlernen. Gemeinsam mit Gabriele Meixner war sie zu uns in den Verlag gekommen. Es ging um die Biografie von Erika Wisselinck, die, unterstützt von der Nachlassverwaltung durch Helma und geschrieben von Gabriele, entstehen sollte. Wir waren daran interessiert, das reiche Wissen von Erika festzuhalten und das Buch herauszubringen. Schon 1999 legten wir ein vergriffenes Buch neu auf, das von Helma Mirus und Erika Wisselinck als Dokumentation des Festes der 1000 Frauen in Frankfurt erschienen war: „Mit Mut und Phantasie. Frauen suchen ihre verlorene Geschichte“. In 2000 begegnete ich Erika dann beim Fest des Jahrtausends der Frau im Hambacher Schloss persönlich. Wir machten gemeinsame Planungen, führten in der Folge etliche Telefonate, legten ihr vergriffenes Buch „Anna im Goldenen Tor. Gegenlegende über die Mutter der Maria“ neu auf – zu mehr kamen wir leider nicht mehr. Nun ging es um ihre Biografie. Helma Mirus betreute den Nachlass und wollte sich deshalb persönlich davon überzeugen, dass das Leben von Erika Wisselinck bei uns in guten Händen sei. Mich hat diese Frauensolidarität über den Tod hinaus sehr berührt. So kamen wir zu einem guten Ergebnis und Gabriele konnte ein überzeugendes Werk verwirklichen: „Wir dachten alles neu. Die Feministin Erika Wisselinck und ihre Zeit“ war für Helma, die auch lektorierte, der richtige Titel dieses Buches. Vielen Dank, liebe Juliane, liebe Dorothee, für die wichtige Erinnerung an eine großartige, wegweisende Frau, auf deren Spuren noch viel zu entdecken ist.

    Artikel: Zum Tod der Frauenstudien-Gründerin Helma Mirus

  • Antje Schrupp sagt:

    @Esther - ja, dein erneuter Kommentar bestätigt nur meine Einschätzung. Eigentlich diskutieren wir in diesem Forum nicht in solchem Ton. Und ich verbitte mir echt, dass du meine politischen Ansichten psychologisierst als "deutscher Schuldkomplex". Normalerweise schalten wir Kommentare, die sich nicht sachlich auf das Thema beziehen, nicht frei. Weil wir dich kennen und du normalerweise nicht so bist, haben wir jetzt hier eine Ausnahme gemacht. Ein Punkt ist mir an dem von dir Gesagten noch sehr wichtig, nämlich die Frage nach der sexualisierten Gewalt in Kriegen. Ja, es stimmt, dass sexualisierte Gewalt in bewaffneten Konflikten leider häufig eingesetzt wird. Es stimmt aber nicht, dass das überall gleichermaßen der Fall ist. Sondern es gibt deutliche Unterschiede im Ausmaß der Anwendung von sexualisierter Gewalt in den unterschiedlichen Armeen. Es ist kein "Boys will be Boys", denn nicht alle Armeen sind diesbezüglich gleich. Wenn man zum Beispiel die Gewalt gegen deutsche Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs anschaut, so waren britische Soldaten daran so gut wie gar nicht beteiligt. In der Roten Armee hingegen war es gängige und akeptierte Praxis, was sich im russischen Militär bis heute in der Ukraine weiterzieht. Auch diese brutale Vergewaltigungspraxis im aktuellen Eroberungskrieg Russlands an Ukrainerinnen ist von einer verantwortungslosen "Friedensethik" weggebügelt worden nach dem Motto "Ach, Armeen sind halt so", was eine absolute Verharmlosung ist. Die Hamas jetzt setzt noch eins drauf, indem sie die Brutalität wirklich auf die Spitze treibt. Nein, ganz klar, das ist nicht das "üblcihe" Gewaltvorgehen, das Kriegen halt eben so inhärent ist. Es ist eine neue und andere Qualität, gerade in Zusammenhang damit, dass die Hamas ihre Vergewaltigungen live und voller Stolz im Internet gestreamt haben. Was viele "pro-palästinensische" Aktivist*innen und auch die UN lange Zeit nicht davon abhält, sie zu bezweifeln. Sehr lesenswert zu all dem ist übrigens das Buch "Unsere Körper sind euer Schlachtfeld" von Christine Lamb, die sich mit dem Thema der sexualisierten Gewalt im Krieg sehr differenziert und kompetent beschäftigt. Im Übrigen schreibt sie darin auch, dass die israelische Armee eine von denen ist, die kaum sexualisierte Gewalt begeht, was vermutlich auch damit zusammen hängt, dass dort schon immer auch viele Frauen Soldatinnen sind. Ich habe das Buch von Lamb für die Blätter rezensiert: https://www.blaetter.de/ausgabe/2020/oktober/die-schaebigste-waffe-von-allen Ebenfalls sehr hörenswert dazu ist der Podcast von Carolin Emcke mit Monika Hauser von Medica Mondiale zum Thema sexualisierte Gewalt im Krieg. Monika Hauser beschäftigt sich ja schon den 1990er Jahren sehr intensiv damit. Der Podcast wurde lange vor dem 7. Oktober aufgenommen, es geht daher vor allem um die Vergewaltigungsmassaker der russische Armee in der Ukraine. https://www.sueddeutsche.de/politik/podcast-carolin-emcke-ukraine-krieg-sexualisierte-gewalt-monika-hauser-1.5758137

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Esther Gisler Fischer sagt:

    @Antje: Ich verbitte mir solche Unetrstellungen, ich hätte mich mit den Ideilogien nicht auseinander gesetzt! Ich widerhole mich: Ihr Deutschen leidet an einem Schuldkomplex, was eich blind macht für die Unrecht, welches vom Staate Isral begangen wird! Es ist ein Allgemeinplatz, dass sexualisierte Gewalt in allen bewaffneten Konflikten eingesetzt wird, um die Gegenseite zu demütigen. Soviel zu toxischer Männcihkeit. Du drehst mir meien WOrte im MUnde um, wenn du meine Frage "wie kommt du auf so was?" auf das Existenzrecht Israel beziehtst. Es bezog sich auf die Kritik am Gebarer des Staates Israels; auf nichts anderes.

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Anne Newball Duke sagt:

    Liebe Dorothee, vielen Dank für den Text! Ich komme für mich gerade zu ähnlichen Ergebnissen, was meine Tätigkeit bei den Parents angeht. Seit einem Jahr so viel Streit darum, wohin wir gehen wollen, welche Aktionen ok sind und bei welchen sofort einige rufen: "Was hat denn das mit Klimaarbeit zu tun?!" Interessanterweise wurden sogar die Versuche, eigene ideologische Konstrukte aufzubrechen, als ideologisch bezeichnet. Die Notwendigkeit, sich festzuhalten an Gewissheiten und an der "Richtigkeit des eigenen Denkens" ist größer denn je, gerade bei so einem bodenlos beängstigenden Thema. Jetzt sind wir ein viel kleineres Grüppchen, aber ich habe das Gefühl, wir sind zum ersten Mal befreit von dem ja sehr mächtigen und auch empowernden Gefühl, wir wüssten, wie es ginge und was die anderen alles falsch machen in ihrem Leben, individuell vor allem. Eine Geschichte dazu habe ich auch: Wir hatten vor Weihnachten noch einmal unsere Klimawaage aufgebaut. Da fragen wir immer Passant*innen eine sehr einfache Ja-Nein-Frage; sie können dann ein Steinchen bei Ja oder mein Nein in den Eimer der Waage reinschmeißen, und derweil sind wir schon mitten im Gespräch über das Thema. Es ist für mich eine der einfachsten und interessantesten Formen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Unsere Frage diesmal war "Hat Klimaschutz etwas mit Liebe zu tun?", und hier passierte etwas erstaunliches: Viele Leute wollten sofort lospreschen mit "sollen die Grünen und China und Russland selber erstmal" usw. usf. , das Übliche halt. Aber dann beharrte ich darauf, dass es mir weder um die Grünen noch um die FDP noch um Klimakleber geht, sondern wie es ihr als Person geht mit dem Klimanotstand, ob sie Dinge vermissen wird, die sie liebt, zu denen sie eine emotionale Beziehung hat, die durch den Klimanotstand verschwinden werden oder bereits im Verschwinden begriffen sind oder gar schon ganz verschwunden sind; Landschaften usw. Und da brach ich fast immer durch die ideologische Wand durch. Das Gesicht, die Energie veränderte sich; es war, als hätte ich ein Portal geöffnet. Tatsächlich sprachen wir danach oft wenig; es gab viel stottern, lange "Jas" und "hmmms", seufzen..., manche erzählten von ihren Lieblingsreiseorten und den Korallenriffen dort... Manchmal erzählte ich in die Stille des Gesprächs von Orten, oder was ich unter "Liebe zur Welt" verstand, und warum ich für wichtig halte, wieder tiefe Beziehungen zur Welt - welcher Art auch immer - aufzunehmen. Wir bekamen so viele "Dankes" von Menschen wie noch nie bei einer Aktion. Es gab sogar einige, die noch einmal wiederkamen, nur um uns noch einmal zu danken und zu sagen: "Was für eine gute Frage das ist. Ich werde noch eine Weile darüber nachdenken (müssen)." Mich hat das sehr berührt und bewegt mich immer noch. Für mich ist momentan genau das sinnvolle Klimatätigkeit von der Straße aus. Ich finde, gerade in der Klimapolitik muss vielgleisig gefahren werden. Manche schaffen es, sich in ideologische ("realpolitische") Kämpfe zu schmeißen und kleine Erfolge zu erzielen, die sich wirklich in sinnvollen klimapolitischen Maßnahmen konkretisieren. Manche haben die emotionale Widerstandskraft, sich auf die Straße zu kleben. Ich habe sie nicht. Das meine ich mit "jede Person muss die Klimatätigkeit finden, die ihr liegt." Aber ja... ich bezweifle, dass irgendwer von den Klimaaktiven weiß, wie tief und groß der gesellschaftliche Umbau über die nächsten Generationen sein muss, um den Weg in die planetaren Grenzen aufzunehmen. Die meisten Antworten finden wir nicht in Parteiprogrammen oder schrecklichen wissenschaftlichen Gewissheiten und Horrornachrichten. Wir finden sie tief in uns, denn unsere Körper*innen wissen längst, wie es um uns in der Welt steht. Meine Tätigkeit bei den Parents macht für mich aktuell nur noch Sinn, wenn wir es mit unseren Aktionen schaffen, diese ideologischen Gleise zu verlassen. Not easy. Danke, liebe Dorothee, ich werde deine Beispiele und Ideen in die nächste Parents-Sitzung mitnehmen und dort mit den anderen diskutieren.

    Artikel: Ideologie erkennen

  • Jutta Pivecka sagt:

    @Rachel Ich möchte nicht auf alle Aspekte dieses Kommentars eingehen. Nur soviel: Vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt. Daher hier noch einmal ganz knapp: Ich halte es für unsinnig und - mit Blick auf Antisemitismus - geradezu gefährlich, die Kategorien weiß/schwarz oder auch weiß/PoC, die aus der angelsächsischen/US-amerikanischen Debatte übernommen werden, auf alle möglichen Diskriminierungserfahrung zur projizieren. Gerade die Wahrnehmung von Antisemitismus als einer "Unterkategorie" von Rassismus ist Ursache dafür, dass in linken politischen Bewegungen antisemitische Einflüsse geduldet und fortgeschrieben werden. Ich bin alt genug, um mich zu erinnern, wie das schon nach der fürchterlichen Geiselnahme und den Morden in München 1972 geschah. Und seither immer wieder. Ich hatte soviel mehr vom "intersektionalen" Feminismus erwartet.

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Antje Schrupp sagt:

    @Esther - Ich habe mich in den vergangenen Wochen in vielerlei Debatten über den Nahostkonflikt eingeklinkt, und literally in ALLEN ging es am Ende der Argumentationskette um das Existenzrecht Israels. Unzählige Gespräche, und es läuft genau darauf hinaus: Der Staat Israel muss sich "auflösen", oder aber es wird die "EIn-Staaten-Lösung" propagiert, was einen Staat mit jüdischer Bevölkerungsminderheit bedeuten würde. Deine Frage "Wie kommst du darauf" ist der beste Beweis dafür, dass du dich mit der Ideologie der Hamas und ihrem gemäßigten Flügel der Muslimbrüderschaft nicht beschäftigt hast, deren Einfluss auf die Debatte (auch in USA, auch in der UN) vollkommen unterschätzt. Deine Behauptung, die sexualisierte Gewalt hätte anfangs nur vermutet werden können - das schlägt dem Fass nun wirklich den Boden aus. Es ist alles von Anfang an dokumentiert worden, die Hamas-Vergewaltiger haben mit diesen Videos doch selbst angegeben. Noch nie hat es derartige brutale Massenvergewaltigungen gegeben, die so gut dokumentier worden sind, und bei denen die Opfer von Seitens großer feministischer Strömungen keine Solidarität erfahren haben. Eine Schande.

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Rachel sagt:

    Was für ein enttäuschender Kommentar, der ohne viel (Nach-)Denken geschrieben sein muss, denn er macht genau das, was die Juden und Jüdinnen in dem verlinkten Gespräch von Neues Deutschland kritisieren! Und dabei werden sogar noch Emilia Roig, einer schwarzen Jüdin, die Worte im Munde verdreht. Sie sagt ganz klar: "Sind jüdische Menschen weiß? Natürlich sind sie nicht durchweg weiß." Hingegen der Behauptung oben, analysiert - und kritisiert! - sie, dass weiße nicht-jüdische Deutsche, Juden und Jüdinnen "schrittweise und selektiv an das Weißsein assimiliert" haben, weil sie nur so Mitgefühl haben könnten. Solch eine Assimilation hat übrigens schon lange Tradition: Auch Italiener*innen und Ir*innen in den USA wurden nicht immer als "weiß" gelesen. Was Roig jedoch immer wieder betont - im Gegensatz zu den falschen Behauptungen oben: Juden und Jüdinnen sind genauso diverse wie alle anderen Menschen auch. Ich hatte mehr von bzw-weiterdenken erwartet, besonders in der Rubrik "Denken"!

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Esther Gisler Fischer sagt:

    Liebe Julia Danke für deine Überlegungen, denen zu widersprechen ich jedoch leider nicht umhin komme: Erstens ist Kritik am Staate Israel und seinem völkerrechtswidrigem Gebaren alles andere als gegen seine Existenz gerichtet; wie kommt du auf so was? Zweitens konnte die sexualisierte Gewalt, welche die Hamas bei ihren grässlichen und in aller Schärfe zu verurteilenden Angriffen auf israelische Zivilsti:innen lange nur vermutet werden. Klar ist sie in aller Schärfe zu verurteilen! Drittens vernebelt wohl der kollektive Schuldkomplex vielen Deutschen die Sicht, wenn der Genozid an den Hereros und Namas, der sich vor ein paar Tagen zum 120 Mal jährte dort fast kein Thema ist und der Genozid, der eben in Gaza stattfindet, nicht anerkannt wird. Denn das, was dort passiert ist längst kein "Verteidigungskrieg" mehr! Gerne empfehle ich dir und allen Leser:innen diesen Artikel von Franziska Schutzbach: https://www.republik.ch/2023/12/16/was-heisst-in-diesen-zeiten-feministische-solidaritaet Freundlich grüsst dich Esther.

    Artikel: Judenhass, „feministisch“

  • Ulrich Wilke sagt:

    Woran erkennt man, ob eine Gesellschaft gerecht ist?

    Artikel: Mit der Mutter über Politik sprechen

  • Elmerin sagt:

    Geschätzte Dorothee, nicht nur eine Corona-Leugnerin, hast du da getroffen, sondern eine Schwurblerin, eine Gefährderin, eine Sozialdarwinistin, eine Egoistin und Unsolidarische u.a.m. Ich möchte damit sagen, dass die „Ideologie-Begegnung“, wie du sie bezeichnest, nicht im luftleeren Raum stattgefunden hat, sondern im Zusammenhang des Spaltklimas der Corona-Krise. Auch wenn diese Zeit bereits historisch ist, wirkt sie nach und eine politische Aufarbeitung zu den gesellschaftlichen Verwerfungen findet bis heute nicht statt. Im Kleinenräumigen und Persönlichen ist ein Aufarbeiten bis anhin nur sehr selten möglich. Es begegnen sich zwei Wahrnehmungen und beide sind überzeugt, auf der richtigen Seite zu stehen und die Wirklichkeit richtig einzuschätzen. (Damit verteidige ich nicht das beschriebene Verhalten dieser Frau, das unhöflich, unpassend und frech war! Nicht aber ohne Bezug.) Wie jemand dazu kommt, die Existenz des Corona-Virus, neben ideologischen Gründen, abzulehnen, wäre vielleicht eine interessante Frage? Beide Seiten sollten das eigene Denken hinterfragen und so aufeinander zugehen und ins Gespräch kommen. Denn, wenn es keine gemeinsame Verständigung mehr darüber gibt, was eigentlich vor sich geht, gibt es gibt keine gemeinsame menschliche Welt, sagt Hannah Arendt

    Artikel: Ideologie erkennen

  • Dorothee Markert sagt:

    Liebe Juliane, ich bin sehr froh, dass du diesen Nachruf verfasst bzw. zusammengestellt hast, so dass Helma Mirus jetzt doch noch in unserem Forum gewürdigt wird. Vielen Dank dafür! Helmas Engagement war nicht nur für Frauenstudien München wichtig, sondern auch für einige von uns Redakteurinnen und Autorinnen hier, deren Anliegen es war, das italienische Geschlechterdifferenz-Denken zu vermitteln. So leitete sie eine Tagung in Heilsbronn - ich glaube, es war 1999 - bei der gleich drei Referentinnen dieser Denkrichtung und auch Erika Wisselinck eingeladen waren. Es war eine wunderbare Tagung, mit von Erni Kutter angeleiteten Tänzen. Für mich war es das erste Mal, dass das Referieren mir richtig Freude machte und nicht nur Angst. Und das hatte auch mit ihrer freundlichen und souveränen Moderation zu tun. Mehrmals wurden wir Referentinnen danach zu Vorträgen in München eingeladen einschließlich Übernachtungsangebot von Helma. Und schließlich war Helma auch an der Entscheidung beteiligt, die Druckkosten für eine Buchübersetzung aus dem Nachlass von Erika Wisselinck zu bezahlen, ich glaube, es war für "Denken in Präsenz" von Chiara Zamboni. So haben wir Helma viel zu verdanken. Ich bin sehr traurig, dass sie nicht mehr da ist, denn wir waren auch persönlich ein bisschen befreundet.

    Artikel: Zum Tod der Frauenstudien-Gründerin Helma Mirus

  • Jutta Pivecka sagt:

    Liebe Dorothee, vielen Dank für diesen Text. Du schaffst es mit Deinen Beispielen offenzulegen, was das Ideologische "auszeichnet": die Verweigerung, die Wirklichkeit als gegeben anzuerkennen, auch wenn sie den eigenen Erwartungen, Hoffnungen, Wünschen fundamental widerspricht. Wenn eine immer und von allem weiß, was ist und was zu tun ist, wenn sie "erleuchtet" ist, dann gibt es keine Zweifel und keine Resignation, das kann sicher sehr motivierend und stärkend sein. Nur wenn dann der "erleuchtete" Kopf gegen die real existierende Wand knallt, dann kann es auch besonders weh tun.

    Artikel: Ideologie erkennen

  • Ulrich Wilke sagt:

    Liebe Dorothee, es menschelet halt allerorten. Nun muss man darüber nicht verzweifeln: Es gibt Menschen, denen man vertrauen kann, und solche, denen man nicht vertrauen sollte. Mit zunehmenden Alter wächst die Menschenkenntnis und man erkennt früher als vorher, mit wem man es zu tun hat, und es wächst der Mut auch mal "Nein" zu sagen. Schlimm wäre eine unzulässige Verallgemeinerung; es sind nicht alle schlecht. Da hilft das dialektische Gebet: "Lieber Gott, gib mir das Vermögen, Dinge zu ändern, die zu ändern sind; gib mir Kraft, Dinge zu ertragen, die nicht zu ändern sind, und gib mir die Weisheit zwischen beiden zu unterschei= den!"

    Artikel: Ideologie erkennen

  • Ulrich Wilke sagt:

    Darum sagt man: "Ich vertraue nur der Statistik, die ich selber gefälscht habe."

    Artikel: Die geschönten Väter-Zahlen des Familienministeriums

  • Dorothee Markert sagt:

    Dieses Auflösen der "Etiketten" (christlich oder atheistisch) gefällt mir deshalb so gut, weil ich neuerdings denke, dass das Sich-in-Beziehung-Setzen zu dem Unverfügbaren, das in unserer Kultur oft "Gott" genannt wird, letztlich etwas ganz Individuelles ist, und genauso unterschiedlich wie eure Positionen in dem Videogespräch. Und da hat es mich auch gefreut, dass ihr am Ende zu einer so großen Offenheit gekommen seid, was Immanenz und Transzendenz angeht oder unterschiedliche Spiritualitäten bis hin zu Esoterik. Da mir das Innehalten und Mich-Spüren sehr schwer fällt, helfen mir Gottesdienste dabei, mich auf diese andere Ebene einzulassen. Da ich mich aber auf keinen Fall zu einem männlich gemalten und bezeichneten Gott in Beziehung setzen will, ändere ich alle Pronomen und Bezeichnungen in "die Gott", "sie", "ihre" usw. Es ist immer spannend, wie sich das dann anfühlt und wann das auch gar nicht passt. Auf diese Weise kann ich aber vieles mitsprechen und mitsingen, ich mag nämlich Rituale und Liturgie. Die "Community", also die Menschen dort, die sich freuen, mich zu sehen, und umgekehrt, helfen mir, regelmäßig hinzugehen, ähnlich wie mir die anderen Communities in meinem derzeitigen Leben (Basketball, Akkordeonorchester, bzw-Redaktion) dabei helfen. Zu den "Geschichten" fiel mir noch ein, dass es ja zwei Arten gibt, sich auf sie zu beziehen, immer neue Geschichten zu lesen, in Filmen zu erfahren oder in Gesprächen zu hören ist die eine, die andere hört und interpretiert dieselben Geschichten immer wieder neu, vielleicht auch durch neue Übersetzungen. Ich mag beides sehr. Also nochmals, vielen Dank euch!!!

    Artikel: Gott und die Welt

  • Dorothee Markert sagt:

    Gerade hab ich einen langen Kommentar zu eurem Video-Gespräch geschrieben, dann hat es mit dem Abschicken nicht geklappt, und jetzt ist er weg. Also erstmal so viel: Danke für die vielen Anregungen in eurem Gespräch, das mir insgesamt sehr gut gefallen hat. Richtig Spaß machte mir, dass sich eure angekündigten "zwei Christinnen und zwei Atheistinnen" während des Gesprächs komplett auflösten und vier ganz unterschiedliche Positionen mit einem je großen Reichtum an Bildern, Fragen, Begehren, Engagement usw. sichtbar wurden.

    Artikel: Gott und die Welt

  • Ulrike Loos sagt:

    Liebe WeiterdenkenFrauen, heute hatte ich seit langem endlich mal wieder Zeit euren Text, der nichts mit meiner Arbeit zu tun hat, zu lesen. Natürlich dachte ich, dass das sehr wenig mit mir zu tun haben würde-aber siehe da, ich konn te mich fast nicht davon lösen, so befreiend fand ich dieses Saubermachthema, gerade weil es nie oder meistens abfällig behandelt und beschrieben wird! Also ich danke der Autorin sehr dafür und bitte alle Frauen mehr darüber zu schreiben und zu reden!!! Liebe Grüße eure Ulrike Loos

    Artikel: Bubi und das Putz-Dilemma

  • Anne Newball Duke sagt:

    Liebe Antje, vielen Dank auch dir für deine Gedanken! Deinen Text über "Ambition", den kannte ich tatsächlich nicht, obwohl ich finde, es scheint so in meinem Text, hehehe! Vor allem, wo es fast denselben Satz bzw. Gedanken darin gibt: "Das Gegenteil von Ambition ist nicht Faulheit..." Wahnsinn. "Opazität" klingt mir, wir sprachen ja auch in der Denkumenta-Vorbereitung schon darüber... ja, das eine ist das Recht darauf, nicht verstanden zu werden; das andere ist aber... ja, es ist im Grunde die andere Seite der Medaille... okay, da wäre dieses Recht gut, aber...mich treibt die Frage um, warum wir das nicht verstehen können und wollen. Ich mag es noch nicht auf sich beruhen lassen, hehe, weil ich glaube, dass es wichtig ist. Geht das?: nicht verstanden werden, und trotzdem Vertrauen zu bekommen? Vielleicht möchte die Person mit den außerordentlichen Erfahrungen ja verstanden werden? Oder fühlt, dass sie sogar verstanden werden MUSS? Was dann? Wie ist es, Erfahrungen zu machen, die andere dir nicht glauben oder in Zweifel ziehen... auch wenn die Zweifelnden gerne würden, aber es ist zu weit entfernt vom eigenen Glaubens"kodex"? Sie können einfach nicht, weil es zu "außer-weltlich", zu "außer-aufklärerisch" klingt. Oder... viele Dinge, die wir erfahren könnten, spüren wir nicht oder lassen wir nicht zu. Sinne, Intuitionen usw., die wir nicht in Anspruch nehmen, nicht ausgebildet haben/ausbilden usw. Es geht dann im Grunde um das Recht und vielleicht sogar die Notwendigkeit, nicht "vernünftig" zu ticken oder so, hehe. Aber ja, großes Thema, über das sich sicher bald noch einiges mehr zu sagen habe. ;)

    Artikel: Und es ward Dunkelheit: Über meine Liebe zur dunklen Jahreszeit

  • Anne Newball Duke sagt:

    Lieber Ulrich, warum ich "Körperin" sinnvoll finde zu nutzen, habe ich in dem Text "Klimatätigkeit ohne Fakten und Daten" versucht zu erklären, unter der Teil-Unterschrift "Kleiner Exkurs: Warum sage ich Körper*in?" (aber eigentlich durchzieht es den ganzen Text). Hier ein paar Ausschnitte daraus: "Da ich schon mehrmals darauf angesprochen wurde, dass das Gendern von „Körper*in“ einige Leser*innen irritiert, möchte ich das kurz erläutern: mich hat die Verwendung von Ilan Stephani in ihren Podcasts sehr überzeugt. So wie es einen Unterschied im Köper*innengefühl macht, ob ich „Oh Göttin!“ oder „Oh Gott!“ ausrufe, so fühle ich mich viel mehr angesprochen, wenn meine Körperin auch grammatikalisch weiblich ist. Ich habe dann das Gefühl, es handelt sich nicht um einen „Durchschnittskörper“ und einen „universalen Körper“, denn tatsächlich sehe ich generisch bei „meinem Körper“ ein merkwürdig schizophrenes Abstraktum, und irgendwie hat dieser Körper gefühlt etwas zu leisten, er muss in gewisser Weise aussehen, er muss täglich „ausgehfertig“ oder „vorzeigbar“ gemacht werden, mein Körper, ich muss mit ihm Dinge tun, weil sie getan werden müssen, er muss performen, er darf beim Sport schwitzen, aber doch bitte nicht bei Aufregung muffeln; man darf ihm gewisse Dinge nicht ansehen, ich muss ihn gesund halten und so weiter und so fort. Wenn ich „Körperin“ sage, muss ich zunächst über das Gefühl springen, dass ich mit diesem Ausdruck nur politische Korrektheit auftischen und mit ihr „angeben“ will á la „schaut mal, wie toll ich so Wörter schon gendere und ihr noch nicht“, und tiefer tauchen, und dann fühle ich mich plötzlich auf gute Art connected mit mir selbst. Ich gendere also nicht für eine oberflächliche Political Correctness, sondern es ist eben ein Schritt, um meinem eigenen Sein näher zu kommen. Denn jetzt – mit der Körperin – habe ich das Gefühl, es geht um mich, es geht tatsächlich um mein Körperingefühl. Ich betrachte mich nicht von außen und auch nicht mit dem Blick anderer Menschen auf mich, sondern ich bin jetzt drinnen im Warmen und Weichen, im Atmen, im Spüren. Dann stehen Fragen im Mittelpunkt wie: wo befinde ich mich im Monatszyklus? Warum bin ich heute so scheinbar grundlos glücklich oder eben so grundlos traurig, warum weine ich random los, warum seufze ich ständig so tief und laut? Wieso habe ich diese Kopfschmerzen gerade? Was könnte ich ihr heute Gutes tun? „Ihr – der Körperin“ und „mir – ich – Anne“: das „in-die-Körperin-Wachsen“ fällt mir immer noch schwer; auch ist unsere Sprache dafür nicht so gut aufgestellt, habe ich manchmal das Gefühl, oder ich muss noch mehr Sprache in diese Richtung suchen. Denn es müsste ja heißen, „was könnte ich MIR heute Gutes tun“, denn ich BIN ja meine Körperin; es müsste also dasselbe sein, oder? Das ist bei mir aber (immer noch) nicht automatisch der Fall. Und das finde ich spannend." Vielleicht macht es das etwas klarer und verständlicher. Liebe Grüße!

    Artikel: Und es ward Dunkelheit: Über meine Liebe zur dunklen Jahreszeit